Winterarbeit im Holz und im Forst

Bei dicken Stämmen half die Marianne

Waldarbeiter in den Forsten bei Schapen, um 1920

Jetzt im Januar knattern überall in den Forsten wieder die Kettensägen. Eine gute Gelegenheit, einmal mit einer Fotoserie auf das Thema Wald und Forst im alten Emsland zurückzublicken.

Holzabfuhr durch Bauer Lucas in Laxten, um 1920

Vor 300 Jahren war das Emsland praktisch ohne Wälder. Die großen Eichenbestände hatte man in Kriegszeiten abgeholzt und die Baumstämme für den Schiffbau nach Ostfriesland verkauft. Die Eichenwälder, in denen im Herbst einst große Mengen Schweine mit den herabgefallenen Eicheln gemästet wurden, waren verschwunden und an ihre Stelle weitläufige Heideflächen getreten. Letzte Waldbestände gab es nur noch im Biener Busch und in der Elberger Schlipse. Sie wurden von ihren Besitzern wie Schätze gehütet. Hinzu kamen die Hofeichen und kleinen Eichenbüsche der Bauern, die eine eiserne Reserve für das Bauholz der Fachwerkhäuser bildeten.

Vor gut 200 Jahren begann dann das Königreich Hannover mit der Aufforstung der landeseigenen Heidegebiete. So entstanden die großen Staatsforsten. Bald folgten Adel und Bauern mit der Aufforstung privater Wälder. Auf diese Weise erreichte besonders das südliche Emsland allmählich wieder einen hohen Waldanteil. Wald aber will gepflegt und beforstet werden. Und dafür brauchte man Förster und Waldarbeiter. Kamen die Förster meistens als königliche Beamte von außerhalb in das Emsland, so wurden die Waldarbeiter unter den örtlichen Arbeitskräften rekrutiert. Besonders Kleinbauern und Heuerleute fanden hier im Winter eine willkommene Beschäftigung, denn Waldarbeit war Winterarbeit. Die Bäume standen dann nicht im Saft und der gefrorene Boden und die Waldwege ließen sich bei Frost leichter befahren. Der Bedarf an Waldarbeitern war groß, denn alle Tätigkeiten mussten von Hand mit Muskel- und Pferdekraft erledigt werden.

Das Holz, meistens waren auf den mageren Heideböden zunächst Kiefern angepflanzt worden, ging größtenteils als Grubenholz in die Zechen nach Ibbenbüren und ins Ruhrgebiet. Beim Transport halfen die neuen Eisenbahnlinien. Eichenstämme waren als Bauholz weiterhin gesucht, für die Buchen fanden sich Tischlereien als Abnehmer, denn die Buche ist ein hochwertiges Möbelholz. Ein großes Problem war der Transport schwerer Baumstämme. Hierzu benutzte man eine spezielle Karre mit sehr großen Rädern, die sogenannte „Marianne“. Die Baumstämme wurden dabei mit einem speziellen Hebelgerät, der sogenannten „Ricke“, angehoben, mit Ketten unter der Wagenachse befestigt.

Als Brennholz wurden nur die krummen Äste und die dünnen Zweige genutzt, das sogenannte „Knüppelholz“. Die langen Stämme mussten anfangs von Hand gesägt werden. Später kamen die Kreissägen in Mode, die über einen Transmissionsriemen von einem Dieselmotor oder elektrisch angetrieben wurden. Diese unverwüstlichen Geräte sind noch heute vielerorts im Einsatz.

Auch die zahlreichen Wallhecken lieferten begehrtes Feuerholz. Selbst die dünnen Zweige wurden gesammelt und zu Bündeln, den sogenannten Buschen, zusammengebunden und dienten als Brennmaterial. Besonders bei denen kleinen Leuten auf dem Lande, die keinen Wald und keine Wallhecken besaßen, war dieses Abfallholz sehr begehrt, denn die Buschen gaben schnell ein großes Feuer und entwickelten nicht so einen beißenden Rauch wie die Torfstücke.

Holz hacken in Messingen, um 1930, im Hintergrund der Schuppen mit den Buschen

Brennholz, so lautet ein altes Sprichwort, macht dreimal warm: einmal beim Fällen und Sägen im Wald, einmal beim Spalten und Aufschichten zu Hause und schließlich einmal im Kamin. Mit der Kettensäge und dem Spaltgerät geht es heute einfacher. Und Bewegung an frischer Luft tut Männern bekanntlich gut. Denn die Arbeit im Holz ist bis heute eine Domäne der Männerwelt.