Die Brücke in Hanekenfähr

Von der Fähre zur Technischen Kulturdenkmal

Die Brücke von 1855 mit den eng gestellten Pfeilern

Die Eisenbahn- und Straßenbrücke in Hanekenfähr ist eines der markantesten Brückenbauwerke an der Ems. Ihre Geschichte steht im Mittelpunkt dieses Beitrags.

Die Eisenbahnbrücke um 1900, noch ohne Straßenbrücke

Einst konnte man in der Nähe des späteren Emswehres, dem sogenannten „Wasserfall“, den Fluss mit einer Fähre überqueren. Der Fährstelle lag in der Nähe des Hofes Hanker oder Haneken und daraus entstand der heutige Ortsname Hanekenfähr.

Mit der Einrichtung der Eisenbahnlinie von Rheine nach Emden wurde der Bau einer Brücke notwendig, denn die Dampflokomotiven und Eisenbahnzüge konnten ja schlecht mit einem schwankenden Fährkahn übersetzen. Die Eisenbahnbrücke war zunächst nur einspurig, so dass ein Gegenverkehr nicht möglich war. Gleichwohl galt sie als Wunderwerk moderner Technik an der neuen Eisenbahnstrecke.

Zeppelin über der Brücke in Hanekenfähr 1912

Das 1855 vollendete Brückenbauwerk bestand aus großen Stahlträgern, die auf eine enge Reihe von steinernen Pfeilern montiert waren. Die Gleise lagen direkt auf dem Brückengerüst, so dass man zwischen den Schwellen auf das Wasser blickte. Dies war nicht ungefährlich für die Fußgänger, die sich über die Eisenbahnbrücke trauten.

Die erste Fußgängerbrücke

Denn eine Fußgänger- oder Fahrzeugbrücke gab es damals in Hanekenfähr noch nicht. Sie wurde erst 1897 auf der freien Seite der Pfeiler eingerichtet. Damals hatte Elbergen nämlich endlich einen Eisenbahn-Haltepunkt bekommen und viele Ausflügler nutzten jetzt die Eisenbahnbrücke, um von Elbergen aus nach Hanekenfähr zu wandern. Das war angesichts des regen Zugverkehrs nicht ungefährlich.

Mit dem Bau des Dortmund-Ems-Kanals beschloss man daher, die gesamte Brücke zu modernisieren und zweigleisig auszubauen. Zwei Brückenpfeiler wurden abgebrochen, um die Durchfahrt für die großen Kanalschiffe zu verbreitern. Für das neue, zweigleisige Brückenbauwerk wurden zwei große Bogenkonstruktionen aus Stahlfachwerk vorbereitet. Sie sollten Ende des Jahres 1913 eingebaut werden.

Bei der ersten Spur ging alles gut, doch beim Einsetzen der zweiten Spur stürzte am 4. Dezember 1913 die über 60 Meter lange und 240 Tonnen schwere Stahlkonstruktion in die Ems. Die Durchfahrt für die Schiffe war versperrt und es dauerte viele Monate, bis die Brücke schließlich fertiggestellt werden konnte.

Auf der Terrasse bei Schievink, im HIntergrund die Brücke

Für den zunehmenden Autoverkehr zwischen Emsbüren und der Kreisstadt Lingen kam 1914 eine einspurige Fahrzeugbrücke hinzu, so dass der Umweg der alten Straßenverbindung über Herzford und Schepsdorf entfiel.

Anfang April 1945 sprengten Wehrmachtssoldaten die komplette Brücke

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Brücke mehrfach mit Flugzeugen angegriffen. Die Bombenschäden konnten aber rasch wieder behoben werden. Bei Herannahen der Front Anfang April 1945 sprengten Wehrmachtssoldaten die Brücke und zerstörten alle Fahrspuren. Die Trümmer der gewaltigen Stahlkonstruktion sackten in die Ems und versperrten die Durchfahrt für die Schiffe. Sofort errichteten die Engländer eine Pontonbrücke und gaben diese bald auch für den zivilen Verkehr frei. Ende 1945 wurde diese Behelfsbrücke jedoch wieder abgebaut. Für den Autoverkehr richtete die Militärverwaltung nun eine Fährverbindung ein.

Eine Fähre ersetzte die zerstörte Straßenbrücke

Bereits im Sommer 1945 bauten englische Pioniere neben der Eisenbahnbrücke eine Behelfsbrücke für den Zugverkehr. Deren Konstruktion war jedoch nicht sicher und so mussten die Fahrgäste der Personenzüge vor der Brücke aussteigen und mit der Fähre übersetzen.

Auf der Terrasse bei Schieving, im Hintergrund die Brücke, um 1955

Ende 1947 war zumindest ein Gleis der zerstörten Brücke wieder aufgebaut, die zweite Spur folgte erst Jahre später. Die Straßenbrücke wurde im Sommer 1948 wiederhergestellt.