Rudolf Mideck

Gemälde – Grafiken – Strohintarsien

Der Lingener Marktplatz als Strohintarsie

Der aus Schlesien stammende Maler Rudolf Mideck (1920-1984) lebte seit 1955 mit seiner Familie im lingener Stadtteil Heukamps Tannen.

Marienwerder in Westpreußen

Durch eine schwere Kriegsverletzung war Mideck seit 1942 berufsunfähig. Obwohl er ein Auge verloren hatte und an den Händen verkrüppelt war, entwickelte er eine Leidenschaft zur Malerei und schuf Grafiken und Gemälde in verschiedenen Techniken. Höchste Perfektion erreichten seine Strohintarsien – das sind Bilder, die aus sorgfältig bearbeiteten Strohstückchen zusammengefügt sind. Der Schimmer und die Schattierungen des Strohs geben den Bildern eine besondere Tiefe.

Ab Sonntag (29.5.) bis Oktober im Emslandmuseum.

Grafik: Andreas Lis (Emslandmuseum)

Die Tochter des Malers schrieb über das Leben ihres Vaters:

„Zeit seines Lebens war Rudolf Mideck wegen seiner schweren Verwundungdung nicht in der Lage, für den Unterhalt der Familie zu sorgen und erhielt wegen der Anerkennung von nur 80% Arbeitsunfähigkeit auch nur 80% Rente. Auf der Suche nach einer sinnvollen Tätigkeit widmete er sich der Malerei. Aus finanzieller Not nutzte er jede Art von Papier (Packpapier, einseitig bedrucktes Papier, Kalenderseiten usw.). Da Farben und Stifte damals für ihn nicht bezahlbar waren, griff er die Anregung einer Münchener Kunstschule zu Strohintarsien auf und entwickelte seine eigene Technik, in der er selbstgesammeltes Stroh verwendete. Zwischen 1950 und 1953 wurden seine Arbeiten in Lüneburg ausgestellt. Eine graphische Vertriebsgesellschaft, die Arbeiten behinderter Künstler veröffentlichte, wurde auf ihn aufmerksam und gab ihm den Auftrag, den Kölner Dom in Stroh zu arbeiten. Die Ansichtskarten davon und anderen seiner Werke wurden vor allem auf den Schlesiertreffen verkauft. Auch im privaten Bereich bekam er für seine Arbeiten große Anerkennung.

Eine größere Bekanntgabe in der Öffentlichkeit vermied er allerdings zum einen, weil es seinem Wesen nicht entsprach, sich auf dem Kunstmarkt zu behaupten und er Wiederholungen von beliebten Motiven sehr ungern machte; zum anderen, weil auch gelegentliche Einnahmen aus seiner künstlerischen Tätigkeit auf seine Rente angerechnet würden und er befürchtete, den Unterhalt der Familie auf Grund seiner Verwundung nicht leisten zu können. So arbeitete er zu Zeiten, die es gesundheitlich zuließen und sein großer Schaffensdrang ist an seinem Nachlaß zu erkennen.

Landschaft am Schwarzen Weg, um 1960

Nach dem Umzug ins elterliche Haus in Lingen/Ems, Kuckuckstraße 11, fand er neben seiner künstlerischen Tätigkeit auch Erfüllung in der Gestaltung des großen Garten, dem man die Sicht des Künstlers ansah. Dort lebte er von 1955, dort starb er 1984.

Auskommen seiner Frau nach seinem Tod bereitete ihm außerdem berechtigterweise große Sorgen. Er starb an Leberkrebs. Da diese Krankheit (vermutlich verursacht durch die jahrzehntelang notwendige Medikamenteneinnahme) aber nicht als Folge der Kriegsverletzung anerkannt wurde, bekam seine Frau keine Kriegerwitwenrente sondern nur eine Witwenbeihilfe.“