Universitätsplatz mit bewegter Geschichte
Beim Ausbau der Lingener Festungsanlagen entstand in der Zeit um 1600 ein freier Platz, auf dem Söldnerbaracken für die einquartierten Truppen errichtet wurden. Später entstanden hier eine Lateinschule und das Professorenhaus sowie die lutherische Kreuzkirche. An der Südseite des Platzes bezog im 19. Jahrhundert ein Civilclub sein Quartier.
Nach der Einnahme Lingens durch niederländische Truppen 1597 verlegten die Besatzer die Gräben und Wälle der Festung weiter nach außen. Auf dem dabei gewonnenen Gelände entstanden 1601 die ersten Söldnerbaracken. Nach der Eroberung der Stadt durch Spinola 1605 wurde die Garnison ausgebaut und erhielt sogar eine eigene Kapelle, die sogenannte „Italienische Kirche“. Spinola stammte nämlich aus Genua und viele seiner Soldaten aus Italien.
Nachdem die Niederländer erneut die Herrschaft übernommen hatten, verfiel die Kirche und wurde 1678 auf Befehl des Statthalters Wilhelm von Oranien abgebrochen. 1680 entstand an ihrer Stelle der Neubau der Lingener Lateinschule, die bis 1820 bestand und dann in ein Gymnasium umgewandelt wurde. Die Hörsäle und Bibliotheksräume baute man zu Klassenzimmern um und zum Platz hin erhielt das Gebäude einen Giebelausbau mit einem kleinen Glockenstuhl in der Spitze. Der frühere Campus erhielt den Namen Schulplatz.
Nach dem Neubau des Georgianums diente das Gebäude zunächst als evangelische Schule, dann als Finanzamt, als staatliches Gesundheitsamt und als Sitz verschiedener städtischer Behörden.
Seit 1997 wird es vom Kunstverein als Kunstschule genutzt. Bei einer Sanierung wurden zahlreiche Spuren der früheren Nutzung entdeckt.
Das benachbarte Professorenhaus entstand 1684 als Seminargebäude mit vier Gebäudeflügeln aus Fachwerk, die ein quadratisches Atrium umschließen. Im Erdgeschoss befanden sich Wohnungen für die Lehrer der Lateinschule und im Obergeschoss die Schlafsäle der Schüler. 1839 wurde das Gebäude zu Wohnungen für den Rektor und das Lehrpersonal des Gymnasiums umgebaut. Die Erinnerung an die frühere Funktion des Gebäudes blieb im Namen „Professorenhaus“ lebendig. Später diente das Gebäude zeitweise als Möbellager.
In den 80er-Jahren erwarb die Stadt das Baudenkmal und sorgte für eine umfassende Sanierung. Seitdem dient das Professorenhaus als Sitz des Theaterpädagogischen Zentrums der Emsländischen Landschaft. Der Schulplatz wurde in Universitätsplatz umbenannt.
Auf der Ostseite des Platzes entstand ab 1733 die lutherisch Kreuzkirche, die gleichzeitig als Saalbau der Lingener Hohen Schule diente. Sie war anfangs nicht nur das Gotteshaus für die Lutheraner in Lingen, sondern für alle verstreuten lutherischen Christen in den Grafschaften Lingen und Bentheim.
Das zunächst sehr kleine Kirchengebäude wurde 1888 durch einen Querbau erweitert und im Inneren stark verändert. Die heutige Einrichtung geht im Wesentlichen auf diesen Umbau zurück.
Rechts neben dere Kirche stand ein stattliches Gebäude, in dem das evangelische Gemeindehaus und Wohnungen für kirchliche Bedienstete untergebracht waren. Heute steht hier der Neubau des Gemeindebüros.
An der Südseite des Platzes befand sich von alters her eine Gaststätte. Hier hatte im 19. Jahrhundert ein Civilclub, eine Unterhaltungsgesellschaft, ihren Sitz, woran noch der Name Clubstraße erinnert. Ab etwa 1900 führte der Wirt Vaupel den Saalbetrieb, in dem später zeitweise auch das Roxy-Kino eingerichtet war.
Zuletzt hatte hier das Etablissement „Night Club“ seinen Sitz. Anfang de 80er-Jahre wurde das alte Gaststättengebäude abgerissen und an gleicher Stelle ein Wohnheim für das Krankenhaus errichtet.
Der Universitätsplatz bildet heute den Stilvollen Rahmen für kulturelle Einrichtungen und Kulturveranstaltung.