Einsturz des Mühlenbach-Dükers am Dortmund-Ems-Kanal

Vor 125 Jahren großer Unglücksfall beim Kanalabu in Lingen

Vor genau 125 Jahren brach der Mühlenbach-Düker beim Bau des Dortmund-Ems-Kanals (das Foto entstand im August gleichen Jahres an der Unglücksstelle)

Derzeit sind umfangreiche Sanierungsarbeiten an der Kanalböschung im Bögengebiet im Gange. Dort verläuft der Kanal mehrere Meter höher als das angrenzende Gelände. Diese besondere, im Kanalbau aber nicht ungewöhnliche Situation …

Der vor 125 Jahren gebrochene Mühlenbach-Düker – im Hintergrund die frühere Textilfabrik Langschmidt und Söhne an heutigen Langschmidtsweg (dort steht jetzt das Emsland-Hochhaus)

stellt hohe technische Anforderungen an das Kanalbauwerk. Diesen gelten auch für die Tunnel (Düker), mit denen vorhandene Wasserläufe unter dem Kanalbett hergeleitet werden. In Lingen sind dies der Strootbach (im Bereich der Emsland-Arena) und vor allem der Mühlenbach (am alten Friedhof).

Dort kam es beim Bau des Dortmund-Ems-Kanals vor genau 125 Jahren im Sommer 1895 zu einem tragischen Unglücksfall, als der Düker des Mühlenbaches unter der Last der Wassermassen des Kanals einstürzte. Das Unglück ereignete sich am Feste „Peter und Paul“ (29. Juni), damals ein „inoffizieller Feiertag“, an dem man den zahlreichen Trägern und Trägerinnen dieser Namen zu ihrem Namenstag gratulierte. Das Fest und das Datum waren für viele Lingener noch Jahre später eng mit dem Dükerbruch verbunden.

Der vor 125 Jahren beim Bau des Dortmund-Ems-Kanals eingebrochene Mühlenbach-Düker

Der Lingener Volksbote berichtete seinerzeit darüber:

„Gestern nachmittag zwischen 3 und 4 Uhr brach der Düker (Unterführung) in der Nähe der Stadt, im Dortmund-Emskanal, auf eine Entfernung von ca. 20 Meter durch. Wahrscheinlich ist infolge des großen Wasserdrucks der Düker beschädigt worden und so der Damm fortgerissen. Glücklicherweise geschah der Durchbruch auf der Westseite, sodaß die ungeheure Wassermenge in der Ems Abzug fand. Aber auch die Stadt wurde nicht verschont. Die am Kanale liegenden Wiesen und Aecker wurden unter Wasser gesetzt. Die Badewärter und sich Badenden mußten eiligst fliehen, 20 – 30 Kinder wären beinahe in den Badeanstalten ertrunken. Eine mit Sand beladene Pünte wurde durch den Dammbruch hindurch etwa 200 Meter auf die Kuhweide fortgerissen, obschon sie zu wiederholten Malen Anker geworfen hatte. Erst nachdem sie fast ganz entladen war, gelang es, sie vom Lande aus mit einem Seile in den Kanal zurückzubringen. Bald begannen die freiwillige Feuerwehr und die Arbeiter der Eisenbahn-Werkstätte mit Sandsäcken einen Damm zu werfen, welcher leider erst am Sonntag fertig wurde. Lobenswert sind die Leistungen der Schüler des hiesigen Gymnasiums, welche tapfer die schweren Sandsäcke heranschleppten und so anderen ein schönes Beispiel gaben.“

Etwa 40 Jahre nach der Katastrophe übergab der damalige Wasserbauinspektor Carl Hänschen dem Heimatmuseum Lingen zwei Fotos der Katastrophe, die damals wohl im Rahmen der Beweissicherung angefertigt wurden. Sie befinden sich bis heute in der umfangreichen Bildsammlung des Lingener Emslandmuseums.