„Nach Münster an den Galgen, nach Lünne auf den Kirchhof“

Spelle und Venhaus waren einst Bauerschaften von Lünne

Kirche und Dorf Lünne bildeten im Mittalter das Zentrum eines großen Kirchspiels

Kaum zu glauben, aber Spelle und Venhaus waren einst Bauerschaften von Lünne. Alle diese Orte gehören heute zur Samtgemeinde Spelle. Ihre Geschichte wird in der heutigen Bilderfolge vorgestellt.

Die Kirche in Lünne

Die Pfarrkirche in Lünne stand nicht in der Mitte des ausgedehnten Kirchspiels, sondern ganz am Rande nördlich der Aa, direkt an der Grenze zur Pfarrei Bramsche. Hier besaß im Mittelalter das Kloster Corvey an der Weser einen Schultenhof, auf dem eine Kirche mit einem markanten Glockenturm errichtet wurde.

Die Kirche in Lünne wird 2023 genau 500 Jahre alt

Sie erhielt das Patronat des Heiligen Vitus, gleichzeitig Schutzpatron des Klosters Corvey. Dieser Kirchenbau wurde laut einer Inschrift später erneuert und wird im nächsten Jahr genau 500 Jahre alte.

Familie Lemkers vor ihrem Heuerhaus in Spelle

Die Kirchwege aus den Bauerschaften waren weit, denn neben Heitel und Varenrode, Venhaus und Spelle gehörte sogar Dreierwalde zum Pfarrsprengel von Lünne.

Speller, hier der Hof Schröer-van Dülmen, war lange Zeit nur eine Bauerschaft von Lünne

Im Jahre 1400 mussten die Grafen von Tecklenburg nach einer verlorenen Fehde ihre Gebiete südlich der Spelle Aa an das Münsterland abtreten. Die Orte Venhaus zählte damit juristisch zu Münster, aber kirchlich nach wie vor zu Lünne. So entstand der Scherz, man gehöre „nach Münster an den Galgen und nach Lünne auf den Kirchhof“.

Die Wassermühle in Lünne wurde mehrfach umgebaut und schließlich abgebrochen

Lünne mit der Kirche und einer Wassermühle an der Großen Aa bildete das Zentrum des Kirchspiels. Auch Handwerker und Gasthöfe siedelten sich hier an.

Bischof Berning zu Besuch in Spelle, um 1935

Wegen der sehr weiten Kirchwege entstanden in den Bauerschaften Spelle und Dreierwalde schon im Mittelalter eigene Kapellen, aus denen sich später selbständige Gemeinden entwickelten.

Das Dorf Venhaus entstand hingegen auf dem Gelände eines früheren Adelssitzes, von dem die Reste vor Ort noch gut erkennbar sind.

Die steinerne Bogenbrücke über die Aa in Lünne
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Brücke gesprengt und verändert wieder aufgebaut

Das Kirchdorf Lünne lag an der alten Heerstraße von Rheine nach Lingen, die hier mit einer steinernen Bogenbrücke über die Aa führte. Die entsprechende Eisenbahnlinie wurde 1856 jedoch jenseits der Ems über Salzbergen und Leschede geführt. Damit geriet Lünne in das Hintertreffen.

Der alte Ortskern von Spelle, vor 1960

Einen Bahnanschluss erhielt 1879 hingegen Spelle, das damit allmählich zu einer Industriegemeinde aufstieg.

Die Anfänge der Landmaschinenfabrik Krone, um 1925

Denn die Firmen Rekers-Beton und Rekers-Maschinenbau entwickelten sich beide aus einem örtlichen Bauunternehmen und die Landmaschinenfabrik Krone ging aus einer 1906 am Bahnhof Spelle gegründeten Schmiede hervor.

Traktoren-Vorführung bei Krone in Spelle, um 1955

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen diese Firmen einen ungeahnten Aufschwung und bald überholte Spelle das ältere Lünne hinsichtlich der Einwohnerzahl und der Wirtschaftskraft.

1952 stellte der „Hedwigskreis“ der katholischen Flüchtlinge in Lünne ein Denkmal für die Verstrobenen im deutschen Osten auf

So wurde schließlich auch Spelle der Sitz der Samtgemeinde, Varenrode und Venhaus kamen als Ortsteile zu Spelle.

Im 19. Jahrhundert machte die Landwirtschaft schon große Fortschritte

Die Bauerschaften in der Samtgemeinde sind bis heute von der Landwirtschaft geprägt, besonders Heitel und Varenrode. Weit bekannt sind der Blaue See und der Lünner See mit ihren Wohn- und Feriengebieten. Sogar einen Badestrand gibt es dort.

Aus dem Dorfkern von Spelle wurden bei der dortigen Flurbereinigung zahlreiche Bauernhöfe ausgesiedelt, so dass im Ort neue Flächen für Wohn- und Geschäftsbetriebe frei wurden. Erhalten blieb der alte Wöhle-Hof, ein Baudenkmal mit einem großen Fachwerkhaus von 1791. Er ist heute das Bürgerbegegnungszentrum der Gemeinde.

Die uralte Wassermühle in Lünne wurde nach mehrfachen Um- und Anbauten in den 70er-Jahren leider abgerissen, doch das benachbarte Müllerhaus der Familie Schmeing blieb erhalten und dient heute als Heimathaus und Gemeindebüro.

Jäger vor der alten Gaststätte Krone in Spelle

Auch die Reste der früheren Burg Venhaus mit der Kirche im einstigen Rittersaal wurden mittlerweile zu einem Burgpark hergerichtet.