Schapen – Tor zum Emsland

Altes Zentrum für Handel mit den Niederlanden

Das Geschäftshaus Löhning in Schapen, um 1890

Die Gemeinde Schapen nennt sich stolz das „Tor zum Emsland“, denn das Dorf entstand an der alten Handelsstraße von Osnabrück über Lingen in die Niederlande. Und Handel wurde in Schapen immer schon großgeschrieben.

Der alte Hof Sand, heute Austermann, in Schapen-Borken.

Ältester Ortsteil von Schapen ist die Bauerschaft Borken, die schon im Mittelalter bestand. Uralte Bauernhäuser mit schmucken Fachwerkgiebel bestimmen hier das Ortsbild.

Die Küche im alten Bauernhaus Vaal

In Borken gibt es heute moderne Landwirtschaft und den Biohof Vaal in unmittelbarer Nachbarschaft.

Der Hof Plieth, früher Neerschulte, ging aus dem Haupthof Schapen hervor

Der Haupthof Schapen stand an der Stelle der heutigen evangelischen Kirche. Er gehörte dem Kloster Werden an der Ruhr, einer Gründung des Heiligen Ludgerus. Ein Dokument aus dem Jahr 890 bezeugt, dass damals viele Höfe des Klosters aus dem ganzen Emsland ihre Abgaben an den Hof in Schapen liefern mussten. Später wurde das Gut aufgeteilt in die Höfe Groteschulte und Neerschulte sowie weitere Bauernhöfe.

Das alte Bauernhaus Bramschulte im Ortsteil Bramhof

Ein ähnliches Schicksal teilte das Gut Bramhorne, das im Mittelalter dem Kloster Corvey an der Weser unterstand. Später kam es in den Besitz der Grafen von Tecklenburg. Er vergab das Gut an eine Burgmannsfamilie, die Herren von Bramhorne. Als diese Adelsfamilie ausstarb, teilte der Graf den Rittersitz in die Bauernhöfe Bramhof, Bramschulte und Müter.

Die Neubauerei Jürling, heute Visse, an der Hopstener Straße

Durch die Kultivierung von Heideland entstanden in der Neuzeit die Bauerschaft Barwöste sowie die Neusiedlungen auf der Waldhaar und im Kranenmoor.

Das Haus Knieper-Klein Harmeyer

Weitere Neubauern siedelten sich an den Straßen nach Beesten, Freren und Hopsten an. Mühsam mussten sie durch die Kultierung von Ödland ihre Ackerflächen ausbauen.

Das Heuerlingsfamilie Schulte, genannte Knudel, vor dem Heuerhaus Ginsterburg

Zu den Neubauereien kam noch eine stetig wachsende Zahl von Heuerstellen. Dort wohnten besitzlose Landarbeiter, die Haus und Grundstück nur gepachtet hatten. Die Pacht mussten sie durch Arbeitesleistung abarbeiten.

Das Kaufmannshaus Kemler (später Dr. Hagen) in Schapen

Viele Schapener verdienten damals ihr Geld als Wanderkaufleute für Textilien in den Niederlanden. Handelsgebiete waren besonders die Provinzen Groningen und Südholland, aber auch Brabant. Sie zogen dort als sogenannte „Packenträger“ mit ihren Waren von Haus zu Haus, waren viele Monate des Jahres auf Wanderschaft und lebten nur in den Wintermonaten bei ihren Familien in der Heimat.

Das Kaufmannshaus Müller an der Hopstener Straße

Einige der Kaufleute stiegen zu Großhändlern auf, den sogenannten Tödden. Hierzu gehörten die Familie Cromme und Kemler, Greve und Vaal, Vaalmann und Müller.

Die ‚Vaalmannsche Mühle‘ (heute Autmaring) in Schapen

An diese Familien erinnern nicht nur stilvolle Kaufmannshäuser im Dorf, sondern auch die bekannte „Vaalmannsche Mühle“. Das Geld für den Bau des eindrucksvollen Mühlenturmes aus Sandstein soll der Tödde Vaalmann in der Franzosenzeit in nur einer Nacht durch Schmuggel verdient haben.

Die alte Katholische Kirche aus dem 18. Jahrhundert

Als in der Oranierzeit die katholischen Gottesdienste verboten wurden, errichteten sich die Schapener Katholiken außerhalb der Dorfes jenseits der Grenze zu Hopsten eine Notkirche. 1718 entstand dann auf einem Grundstück des Hofes Großebuntemeyer (heute Everinghoff) wieder ein katholisches Gotteshaus in Schapen.

Bei Rosken an der Theke

Um die neue Kirche herum entwickelte sich seitdem das heutige Dorf mit Gaststätten, Geschäftshäuser und Handwerksbetrieben.

Der alte Hof Kleinbuntemeyer

Weitere Höfe gingen aus Abspaltungen von alteingesessenen Höfen hervor. So entwickelten sich aus dem alten Hof Buntemeyer die beide Höfe Großbuntemeyer (heute Everinghoff) und Kleinbuntemeyer (heute Spedition).

Die mittelalterliche Kirche, seit dem 17. Jahrhundert das Gotteshaus der kleinen reformierten Gemeinde, liegt einsam und romantisch außerhalb des heutigen Dorfes im Ortsteil Kirchhof.

Schüler und Lehrer der Handelsschulte

Den Tödden verdankt Schapen auch die Hübertssche Handelsschule. Sie wurde um 1850 vom niederländischen Schulmeister Christian Hüberts gegründet und bald um ein Internat erweitert.

Die Handelsschule mit Schülern aus ganz Europa

Dort machten Schüler aus ganz Europa und sogar aus den damaligen Kolonien ihre kaufmännische Ausbildung und brachten studentisches Leben in das Dorf. Später wurde die Schule nach Hopsten verlegt und die historischen Schulgebäude dienen heute als Wohnanlage des Christophoruswerkes.

Aus der Schneiderei Schulte ging das heutige Modehaus hervor

Bekannt ist Schapen heutzutage nicht zuletzt durch das Modehaus Schulte. Gründer war der Heuermannssohn Heinrich Schulte, der mit einer Schneiderwerkstatt und einem kleinen Textilgeschäft den Grundstein für das heutige Modehaus legte.