Wilhelm Berning – ein Lingener als Bischof von Osnabrück

Ein Fotoalbum aus der Heimatstadt zum Priesterjubiläum 1925

Wilhelm Berning (2.v.l.) bei der Erstkommunion mit seiner Mutter und den Geschwistern

Als der gebürtige Lingener Dr. Wilhelm Berning 1925 sein silbernes Priesterjubiläum feiern konnte, schenkte seine Heimatpfarrei St. Bonifatius ihm ein prächtiges Erinnerungsalbum mit Fotos von Orten und Persönlichkeiten aus seiner Jugendzeit in Lingen. Dieses Album stellen wir heute in einer Bildauswahl vor.

‚Lingen um 1800″ – Zeichnung aus dem Fotoalbum für Bischof Berning

Wilhelm Berning stammte aus einer einfachen Handwerkerfamilie in Lingen. Sein Vater betrieb im hinteren Teil seines Hauses an der Gymnasialstraße eine kleine Tischlerei – die Keimzelle des heutigen Möbelhauses Berning. Dort wurde Wilhelm 1877 geboren. Er wuchs auf in dem kleinbürgerlich geprägten Stadtquartier rings um die heutige Stadtbücherei. Das katholische Elternhaus und die Bonifatiusgemeinde prägten die Kinderheit und Jugend des Handwerkersohnes.

Lehrer Bäumer und Dechant Pohlmann erkannten früh die besondere Begabung des jungen Lingeners. Die katholische Volksschule stand damals noch in der Gymnasialstraße direkt neben Bernings Elternhaus und von dort waren es ebenfalls nur wenige Schritte zum alten Gymnasium Georgianum, wo der junge Mann 1895 das Abitur machte.

Das alte Gymnasium (auf dem heutigen Krankenhausgelände)

Diese Schule war seinerzeit sehr protestantisch geprägt und so lernte der spätere Bischof schon als Schüler, wie problematisch die Stellung der Katholiken gegenüber dem damaligen deutschen Staat war.

Nach der Schulzeit studierte Berning in Münster und Breslau die Fächer Theologie, Philosophie und Geschichte. Als Studierender war er Mitglied der katholischen Studentenverbindungen Germania in Münster und Unitas in Breslau.

Am 1. März des Jahres 1900 wurde der Theologe im Dom zu Osnabrück zum Priester geweiht – ein großes Ereignis auch für seine Heimatgemeinde. Das Studium schloss er 1901 mit der Promotion zum Doktor der Theologie ab. Der Bischof entsandte ihn als Oberlehrer an das Gymnasium in Meppen. Dort wurde Berning aktives Mitglied der katholischen Zentrumspartei und galt bald als geschickter Vertreter katholischer Interessen gegenüber den staatlichen Instanzen des Landes Preußen.

Lingen vor dem Ersten Weltkrieg (Blick vom Wasserturm)

Im Mai 1914, kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, wählte das Domkapitel Berning zum Bischof von Osnabrück. Die Begeisterung in Lingen kannte keine Grenzen. Doch bald überschattete der Krieg alles andere. Zugunsten des Militärs musste sich die Zivilbevölkerung stark einschränken, viele Menschen hungerte in ihren kalten Wohnungen. Der sozial engagierte Bischof gründete daraufhin 1916 den Caritasverband für die Diözese Osnabrück.

Innenhof des Lingener Krankenhauses (um 1920)

Berning nahm auch die deutschen Ordensfrauen und Novizinnen der Maristen-Missionsschwestern in Lyon, die wegen ihrer Staatsangehörigkeit nicht in Frankreich bleiben durften, in seiner Diözese auf. Unter dem Namen „Missionsschwestern vom heiligen Namen Mariens“ fanden sie auf Gut Nette eine neue Heimat. Von dort aus wurden sie später auch in Schweden eingesetzt, denn Skandinavien gehörte damals als „Apostolisches Vikariat des Nordens“ zum Bistum Osnabrück.

Wilhelm Berning bei seinem silbernen Priesterjubiläum 1925

Auch im Emsland formierten sich nach dem Ersten Weltkrieg die gesellschaftlichen Kräfte neue. Die wichtigste Größe waren dabei die katholische Kirche und die Zentrumspartei, unterstützt von den zahlreichen katholischen Vereinen und Verbänden. Volksmissionen in allen Gemeinden sollten die seelischen Wunden des Krieges heilen und den Katholizismus stärken. Diesem Ziel diente auch der Emsländische Katholikentag im Juni 1921 in Meppen, für den Bischof Berning die Schirmherrschaft übernahm. Das Ereignis entwickelte sich mit zehntausenden Teilnehmern zu einem grandiosen Manifest des Katholizismus im Emsland der Weimarer Republik mit dem Bischof im Mittelpunkt.