„Kloas, Kloas, hil’ge Mann“ (Nikolaus, Nikolaus, Heiliger Mann)

Altes Brauchtum zu St. Nikolaus und im Advent

Nikolausfeier in Schepsdorf (1956)

„Kloas, Kloas, hil’ge Mann, treck din besten Tabbart an! Kleene Kinner brink he wat, de grooten krigt wat mit de Rot vor’t Gadd.“ Dieser alte plattdeutsche Reim zum Nikolaustag (6.12.) erinnert daran, dass einst nicht das Christkind oder der Weihnachtsmann, sondern der Nikolaus die Geschenke zur Weihnachtszeit brachte. Die traditionellen Bräuche zu Nikolaus und im Advent sind Thema dieser Bilderfolge.

In den Niederlanden bringen „Sinter Klaas“ und der „swatte Piet“ noch heute schon am 6. Dezember die Geschenke und nicht erst das Christkind. Im alten Emsland ging der Nikolaus, meist ein Onkel oder Nachbar von Haus zu Haus. Er war als Bischof verkleidet und wurde vom Knecht Ruprecht begleitet. Auf sein Klingeln hin mussten die versammelten Kinder Nikolauslieder singen sowie Gebete und Gedichte aufsagen.

Wenn der Heilige Mann in seinem dicken Buch nachschaute, wurden Erinnerungen an viele Streiche und Vergehen des vergangenen Jahres wach. Doch neben Vorhaltungen und Ermahnungen gab es auch Lobendes, besonders für die Kleinen.

Hausesuch von Nikolaus und Ruprecht in Lingen (1932)

Die Großen mussten damit rechnen, dass sie vom Ruprecht mit der Rute bestraft wurden oder er versuchte scherzhaft, sie in seinen Sack zu stecken. Zum Schluss gab es aber auch für sie Nüsse und Süßigkeiten.

Nikaus in Emsbüren (um 1950)

Überregional verbreitet ist der Brauch, dass die Kinder an Nikolausabend ihre Stiefel auf das Fensterbrett stellen, damit der Heilige Mann ihnen Süßigkeiten und kleine Geschenke hineinsteckt. Früher durfte dabei ein Stück Schwarzbrot auf dem Fensterbrett nicht fehlen, mit dem man das Pferde des Nikolaus anlocken wollte.

Nikilausfeier in Lingen (1952)

Im 20. Jahrhundert traten neben die „Hausbesuche“ des Heiligen Mannes organisierte Nikolausfeiern in Sälen oder Versammlungsräumen. Auch besucht der Niklaus heutzutage gerne die Schulen, Kindergärten und Altenheime.

Adventshornblasen in Löningen (1960)

Den Beginn der Adventszeit zeigte früher auch im Emsland das Blasen der „Middewinterhörner“ an, wie es noch heute in der Grafschaft Bentheim und der niederländischen Region Twente in vielen Orten üblich ist. Die dumpfen Töne aus einfachen Blashörnern waren an den Abenden viele Kilometer weit zu hören. Der erste Bläser setzte ein, der nächste antwortete, und so ging es von Haus zu Haus und von Dorf zu Dorf über das weite Land.

Vorbereitung für eine Nikolausfeier im Kindergarten (um 1950)

Symbol für den Beginn des Adventes ist heute das Entzünden der ersten Kerze am Adventskranz. Dieser Lichterkranz wurde um die Mitte des 19. Jahrhunderts von Johann Hinrich Wichern im Rauhen Haus in Hamburg erfunden und verbreitete sich zunächst über die evangelischen Gemeinden. Im Emland hielt der Adventskranz erst nach dem Ersten Weltkrieg Einzug.

Weihnachtsfeier unter dem Adventskranz in der Lingener Kaserne

Ein ebenso unverzichtbarer Begleiter ist heute 24 Tage lang der Adventskalender. Seine ersten Vorläufer kamen im 19. Jahrhundert auf, als Eltern und Pastoren versuchten, Kinder mit einfachen Mitteln wie 24 Gebetszetteln oder 24 Kreidestrichen auf das Weihnachtsfest vorzubereiten. Vor gut 100 Jahren setzte die Massenproduktion gedruckter Adventskalender ein. Kalender mit „Kläppchen“ und kleinen Geschenken entstanden erst nach dem Ersten Weltkrieg.

Am Barbara-Tag (4.12.) stellt man in einem geheizten Zimmer einen Kirschzweig in einer Vase auf. Blühen die Knospen pünktlich zu Weihnachten auf, so gilt dies als gutes Zeichen. Dieser Brauch geht auf die Legende der Heiligen Barbara zurück, die während ihrer Gefangenschaft einen verdorrten Kirschzweig mit Wasser benetzte, damit er als letzter Trost in ihrer Zelle blühte.

Längst ist neben solche Wunder der Natur auch moderne Technik getreten. So gehört zu jedem großen Weihnachtsmarkt heute eine kunstvolle Beleuchtung mit Lichtern in allen Farben. Geblieben ist auch in der Zeit von Backmischung und Microwelle die Weihnachtsbäckerei, die im Advent nicht nur Kindern Freude bereitet.