Vor 400 Jahren im Emsland:

Die Gegend war 1623 bis zum letzten Zaunstaken ausgesogen

Die „Schlacht im Lohner Bruch“ 1623

Eine der größten Feldschlachten in der Anfangsphase des Dreißigjährigen Krieges war die „Schlacht im Lohner Bruch“ bei Stadtlohn 1623, also vor genau 400 Jahren. Auch für das Emsland hatte dieses militärische Ereignis dramatische Folgen.

In Eilmärschen holten die Truppen Tilly das Heer des ‚tollen Christian‘ ein

Im Sommer jenes Jahres hatte der protestantische Heerführer Christian von Braunschweig, genannt der „tolle Christian“, weite Teile Westfalens verwüstet. Nun eilte Tilly als Führer eines kaiserlichen Heeres herbei, um die protestantischen Truppen zu vertreiben.

Infotafel auf dem Schlachtfeld von 1623

Der „tolle Christian“ versuchte, sich mit seinen Soldaten in die Niederlande abzusetzen, doch Tilly holte ihn in Eilmärschen ein und kurz vor der Grenze kam es bei Stadtlohn zur entscheidenden Schlacht. Das protestantische Heer wurde aufgerieben und Christian von Braunschweig musste in die Niederlande flüchten.

Die Soldaten Tillys raubten die Dörfer und Bauernhöfe im Emsland aus

Nach dem Sieg zog das siegreiche Heer Tillys nach Norden und bezog etwa zwei Wochen lang bei Rheine Quartier. In dieser 14 Tagen wurden die umliegenden Gebiete des Münsterlandes und des Emslandes von den kaiserlichen Truppen rücksichtlos ausgeplündert und verwüstet, wie man es bis dahin noch nicht erlebt hatte.

Im September 1623 wurde eine Bestandsaufnahme der Schäden erstellt, bei der auch die Kirchspiele Emsbüren und Salzbergen erfasst wurden. Unübersehbar waren die Schäden auf den Bauernhöfen in den Bauerschaften. Kaum eine Familie kam ohne Schaden davon. Die Soldaten raubten das Vieh oder schlachteten es gleich vor Ort. Erntevorräte wurden gestohlen, Ackergeräte und Hausrat in den Lagerfeuern verbrannt. Im Dorf Emsbüren brachen die Söldner die Türen zur Kirche und zur Sakristei auf. Sie raubten Kelche und Altargeräte. Viele Bauern und Dorfbewohner haten Truhen und Schränke mit Wertsachen in der Kirche deponiert. Sie wurden aufgebrochen und geplündert.

In der Sakristei war ein Teil der letzten Steuerschatzung, 135 Reichstaler, versteckt. Die Soldaten entdeckten das Geld und nahmen es mit. Auch die Kapelle in Elbergen wurde heimgesucht. Dort hatte man die Kelche und Altargeräte vergraben, aber die Soldaten entdeckten das Versteck und raubten alles. Gesamtschaden im Kirchspiel Emsbüren: 27.416 Reichstaler.

Die Schadensbilanz von 1623

Auch in Salzbergen hatten die Soldaten Tillys im Dorf und in den Bauerschaften geplündert. Die Kirche wurde aufgebrochen und wertvolles Inventar geraubt. Die Kisten mit den Wertsachen der Bauern schlugen die Soldaten in Stücke und nahmen mit, was ihnen brauchbar erschien.

Auf dem Adelsgut Stovern schossen die Soldaten auf den Besitzer Dietrich von Morrien, der am Arm verwundet wurde. Sein Haus wurde geplündert.

Viele Bauern aus Salzbergen waren in die Grafschaft Bentheim geflüchtet. Soldaten steckten das Haus des Schulzen Schweifing in Brand, Schaden über 1.100 Reichstaler.
Gesamtschaden im Kirchspiel Salzbergen: 18.000 Reichstaler plus 1.000 Reichstaler auf Gut Stovern.

Besonders hart traf es das adelige Haus Venhaus bei Spelle. Der Besitzer, Balthasar von Ripperda, war ein Verbündeter Christian von Braunschweigs. Daher besetzten und zerstörten die kaiserlichen Soldaten seine Burg bis auf die Grundmauern. Ein Inschriftstein in dem später wieder aufgebauten Burggebäude, das heute als Kirche dient, erinnert bis heute an die Zerstörung vor 350 Jahren.

Auch in der Grafschaft Lingen kam es zu vielen Überfällen auf Dörfer und Bauernhöfe, unter anderem in Brögbern, Bawinkel und Messingen. Am Ende, so heißt es in der Schadensbilanz, war das Land ausgesogen und „nicht ein Zaunstaken“ ganz geblieben.

Eine Ausstellung im Landhaus Eichenhof in Almsick erinnert 2023 am Ort des Geschehens an die Schlacht