Die Architektin Petra Berning (1949-2015)

Expertin für die Restaurierung von Baudenkmälern

Petra Berning 2013 bei einer Baubesprechung in Lengerich

Petra Berning stammte aus einer alten Handwerkerfamilie in Lingen, ihr Vater war der in Lingen sehr bekannte Malermeister Karl Berning. Das Stammhaus mit dem Malerbetrieb befand sich am Andreasplatz (Lookenstraße 12), später wohnte die Familie an der Bäumerstraße.

Petra Berning als Studentin

Nach dem Abitur am Gymnasium Georgianum in Lingen studierte sie an der RWTH in Aachen Architektur mit dem Schwerpunkt Baugeschichte und Denkmalpflege am Lehrstuhl der renommierten Denkmalexpertin Frau Prof. Schild. Dort erwarb Petra Berning 1977 den Grad eine Dipl.Ing. Architektur.

Nach dem Examen kehrte sie 1977 in das Emsland zurück. Die Auftragslage für Architekten war zur damaligen Zeit bescheiden und so richtete sie sich ihr erstes Büro im Elternhaus an der Bäumerstraße ein.

Das Haus des Stiftsverwalters in Wietmarschen vor der Restaurierung

Durch ihren Schwerpunkt im Bereich der Denkmalpflege entstanden rasch Kontakte zum Bezirkskonservator Dr. Jochen Bunse vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege.

Das Verwalterhaus nach der Restaurierung

Ein erster großer Auftrag war die Restaurierung des Verwalterhauses auf dem Gelände des früheren Stiftes Wietmarschen. Das arg heruntergekommende Gebäude sollte damals abgebrochen werden, wurde dann aber im Auftrag der Gemeinde Wietmarschen von Petra Berning bis 1982 mustergültig restauriert (heute Bücherei und Stiftsmuseum). 1984 folgte die Restaurierung des Stiftsdamenhaus (heute Altenwohnungen) und 1986 des Äbtissinenhauses (heute Gemeindehaus). Den Abschluss bildete 1989 die Restaurierung des früheren Gesindehauses (heute Stiftscafé).

Das alte Bauernhaus Wöhle um 1925

Parallel dazu begannen Ende der 70er-Jahre die Renovierung und der denkmalgerechte Umbau der alten Hofstelle Wöhle in Spelle zu einem Bürgerbegegnungszentrum.

Der Wöhlehof nach der Aussiedlung des Landwirtschaftlichen Betriebes 1978

Am Anfang stand hier eine detaillierte zeichnerische und fotografische Bestandsaufnahme der mehrfach umgebauten und erweiterten Hofgebäude, die mittlerweile unter Denkmalschutz standen.

Das alte Bauerhaus Wöhle während der Sanierung (um 1980)

Wegen der Größe der Gesamtanlage und der dementsprechend hohen Restaurierungskosten erfolgte die Baumaßnahme in vielen kleinen Schritten und auch unter Einsatz von ABM-Kräften. Dies erfordete seitens der Architektin ein großes Engagement vor Ort.

Der Wöhle-Hof nach der Restaurierung (um 1995)

In den 90er-Jahren wurde die Renovierungsarbeiten abgeschlossen und der Wöhlehof galt bald als Musterbeispiel für die fachgerechte Restaurierung und Umnutzung eines alten Bauernhauses.

Die alte Küche mit der Herdwand von 1791 im Wöhlehof

Dank eines überzeugenden Raumkonzeptes konnte der Charakter eines Niederdeutschen Hallenhauses mit Diele und Küche trotz des Einbaus einer modernen Bühnenanlage erhalten bleiben.

Das alte evangelische Pfarrhaus in Schapen vor der Restaurierung

Bald folgte ein weiterer Großauftrag in der Samtgemeinde Spelle, nämlich die Restaurierung und Umnutzung des alten evangelischen Pfarrhauses in Schapen. Auftraggeber war hier die Gemeinde Schapen.

Innenraum im Alten Pfarrhaus vor der Renovierung

Das vielfach umgebaute Fachwerkgebäude

Das alte Pfarrhaus nach der Restaurierung

Das im Verhältnis zum Wöhlehof eher kleine Gebäude erforderte eine geschickte Lösung, um die verschiedenen neuen Funktionen unter einem gemeinsamen Dach realisieren zu können.

Eingang zum Alten Pfarrhaus in Schapen
Der Versammlungsraum auf der früheren Diele

Auch hier erhielten die von Petra Berning vorgeschlagenen und umgesetzten Lösungen aus Fachkreises wie aus der Bevölkerung viel Zustimmung.

Frühere ‚Butzen‘ im Alten Pfarrhaus

Die Räume im Dachgeschoss wurden als Ausstellungsräume hergerichtet und werden vom Heimatverein Schapen betreut.

Die Jüdische Schule in Lingen (Zustand um 1990)

In den 1990er-Jahren wurde die Jüdische Schule in Lingen nach langjährigem Leerstand unter Denkmalschutz gestellt. Durch fehlende Nutzung und Bauunterhaltung war das Gebäude sehr verwahrlost und erforderte Erhebliche Maßnahmen zur denkmalgerechten Erhaltung.

Die Jüdische Schule in Lingen nach der Restaurierung
Der Gedenkort in der Jüdischen Schule in Lingen

Auch hier gelang Petra Berning eine überzeugende Lösung, die den Charakter des Baudenkmals in Einklang bringt mit der neuen Nutzung als Gedenkort.

Das Haus am Markt 20 nach der Renovierung 2005

Eine große Herausforderung bildete die Sanierung des denkmalgeschützten Bürgerhauses Am Markt 20 in Lingen, das im Kern aus einem Fachwerkhaus von 1641 besteht.

Freilegung des Fachwerkgiebels auf der Rückseite

Bei der Freilegung des Ständerwerkes kamen zahlreiche historische Spuren zum Vorschein, die in das neue Nutzungskonzept einbezogen werden mussten. Hinzu kamen statische Probleme mit dem vielfach umgebauten Fachwerkgerüst.

Baubesprechung mit dem Ehepaar Kuhrs, Architektin Marion Hennekes und Petra Berning (v.l.)

In enger Abstimmung mit den Eigentümern und Bauherrn, dem Ehepaar Inge und Alfons Kuhrs, konnte eine moderne Nutzung ermöglichst werden, die den Anforderungen des Denkmalschutzes vollumfänglich entspricht.

Fachwerksanierung im Obergeschoss von Markt 20

Heute beherbergt das über 350 Jahre alte Gebäude im Erdgeschoss ein Café sowie Büros und Wohnungen in den oberen Etagen.

Das Müllerhaus Schmeing in Lünne vor der Restaurierung

Einen Schwerpunkt in der Arbeit von Petra Berning bildete die Renovierung alter Gebäude zum Zwecke der Einrichtung als Heimathäuser. In Lünne ergab sich diese Möglichkeit beim alten Müllerhaus Schmeing im Ortskern neben der früheren Wassermühle.

Das Müllerhaus Schmeing nach der Renovierung

Bei früheren Renovierungen hatte man hier viele unpassende Baumaterial eingesetzt – von einer Kunststoffbeschichtung der Außenwände bis zur Dacheindeckung aus Betonziegeln. Alles dies Eingriffe mussten im Zuge der Renovierung rückgängig gemacht.

Die Herdstelle in der Küche des Hauses Schmeing

Am Ende entstand auch in Lünne ein Schmuckstück des Dorfes, das der modernen Nutzung als Heimathaus und Gemeindebüro voll gerecht wird.

Das Töddenhaus Urschen in Beesten (um 1900)

Im Nachbarort Beesten erhielten Petra Berning den Auftrag, ein altes Töddenhaus (Kaufmannshaus eines Wanderhändlers) zu einem Heimathaus und einem Gemeindebüro umzubauen.

Das Töddenhaus Urschen nach der Restaurierung
Die Herdwand von 1792 im Töddenhaus Urschen in Beesten

Auch hier wurden während der Sanierung zahlreiche historische Bauspuren entdeckt, darunter die verzierten Sandsteine der alten Herdwand von 1792. Sie konnten an der alten Stelle wieder einbaute werden.

‚Butzen‘ (Schrankbetten) im Zwischengeschoss

Hinter eine modernen Tapete kamen im Zwischengeschoss des Hauses zwei alte „Butzen“ (Schrankbetten) zum Vorschein. Auch sie konnten erhalten bleiben.

Die St. Josefskirche in Lingen-Laxten

Immer wieder wurde Petra Berning aus mit Kirchenrenovierungen beauftragt. Eine besondere Herausforderung war die Renovierung der St. Josefskirche in Lingen-Laxten, ein Werk des renommierten Kirchenbaumeisters Dominikus Böhm mit einem Innenraum im Stil der klassischen Moderne.

Der Innenraum der St. Josefskirche in Lingen-Laxten

Hier entwickelte Petra Berning ein Farbkonzept, das dem ursprünglichen Erscheinungsbild des Gotteshauses ebenso entspricht wie der heutigen liturgischen Nutzung.

Renovierung der Maßwerkfenster in Lengerich

Baudenkmäler erfordern aufgrund ihrer historischen Bauweisen und Baumateriel individuelle Lösungen. Dies zeigte sich auch bei der Außensanierung der katholische Pfarrkirche St. Benedikt in Lengerich im Jahre 2013, einem der letzten Aufträge von Petra Berning. Hier kamen dem Bauherrn die langjährigen Erfahrung der Architektin zugute.

Die Maßwerkfenster in Lengerich nach der Restaurierung

Bald darauf erhielt Petra Berning die Diagnose einer schweren und unheilbaren Krankheit. Sie starb am 26. November 2015 im Krankenhaus in Thuine.

Nicht alle Bauprojekte von Petra Berning können an dieser Stelle vorgestellt werden. Insbesondere wären hier ihre zahlreichen Aufträge aus der Grafschaft Bentheim zu nennen. Der Heimatverein Lingen plant jedoch, zu ihrem zehnten Todestag im Herbst 2025 ein Buch mit allen wichtigen Bauprojekten der Architektin herauszugeben.