Treckerparade im Emsland

Als der Ackerschlepper die Pferdekraft verdrängte

Großes Ereignis: Schlepperauslieferung bei van Lengerich in Emsbüren

Die Firma van Lengerich, gegründet 1860 als Huf- und Wagenschmiede, wurde ab 1883 vom Sohn Bernhard, dem legendären „Ploog Bernd“, zu einer angesehen Landmaschinenfabrik ausgebaut. Auch der Handel mit Landmaschinen war mit dem Unternehmen verbunden.

Traktor der Marke Primus 1942 in Hummeldorf

1902 hatten sich die Firmen McCormick, Deering und weitere amerikanische Landmaschinenhersteller zur International Harvester Company (IHC) zusammengeschlossen, unter deren Dach die Marke McCormick jedoch weitergeführt wurde. Die Mähmaschinen von McCormick erwiesen sich als besonders leichtzügig, was in den Zeiten der pferdebetriebenen Landwirtschaft ein entscheidender Faktor war. Dies galt besonders in Deutschland, wo der Einsatz von Traktoren gegenüber den USA bis in die 1930er Jahre noch unbedeutend war.

Die Situation änderte sich, als 1933 die Nationalsozialisten in Deutschland die Macht übernahmen. Im Rahmen ihrer Autarkiebestrebungen und Kriegsvorbereitungen wurden die Landwirte finanziell stark unterstützt, um die Betriebe leistungsfähiger zu machen. Dazu gehörte auch der vermehrte Einsatz von Traktoren.

Nicht nur die deutschen Landmaschinenhersteller, sondern auch IHC bzw. McCormick erkannten diese Entwicklung. McCormick hatte seinen „Farm-all-Schlepper“, der sowohl für Getreidefelder als auch für Reihenfrüchte geeignete war, lange Zeit nur in geringer Zahl nach Europa exportiert. Nun drängten die Amerikaner damit verstärkt auf den deutschen Markt. Van Lengerich wurde damals von IHC unter Druck gesetzt, sich von der deutschen Marke Lanz zu trennen, oder die McCormick-Vertretung zu verlieren. Die Emsbürener entschieden sich aufgrund langjähriger guter Erfahrungen für die Amerikaner. Damit wurde der Weg zu Lanz für Krone frei.

Van Lengerich war die älteste, bekannteste und größte Landmaschinenfirma im Emsland, Krone damals nur eine Dorfschmiede. Wenn Bernard Krone einem Bauern einen Traktor oder eine Landmaschine von Lanz oder von McCormick verkaufen wollte, musste er zwangsläufig mit ihm zu van Lengerich gehen. Die Firma Van Lengerich hatten nämlich schon vor dem Ersten Weltkrieg die Vertretungen für zwei bedeutende Landmaschinenproduzenten: den amerikanischen Hersteller McCormick und die deutsche Firma Heinrich Lanz.

Lanz-Traktoren und Lanz-Dreschmaschinen 1935 bei Krone in Spelle

Als van Lengerich 1935 die Lanz-Vertretung aufgab, wurde Bernard Krone die regionale Repräsentanz für den Lanz-Bulldog angeboten. Krone übernahm noch im gleichen Jahr die Lanz-Vertretung im Emsland und der Grafschaft Bentheim. Allerdings nur für den Bulldog – alle anderen Landmaschinen vertrieb Lanz durch alteingesessene Händler wie Hagedorn in Osnabrück. Wer aber zukünftig im Emsland einen Lanz-Bulldog kaufen wollte, konnte dies nur noch bei oder über Bernard Krone.

Bald war Bernard Krone einer der erfolgreichsten Lanz-Verkäufer in ganz Deutschland. In den ersten Jahren liefen die Geschäfte mit dem Lanz-Bulldog glänzend, doch mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde alles anders. Der Verkauf von Traktoren für die Landwirtschaft wurde sofort gestoppt. Krone verkaufte damals die legendären Lanz-Bulldogs – soweit sie in der Kriegs- und Nachkriegszeit überhaupt verfügbar waren.

Ende der 40er-Jahre startete Lanz wieder durch und 1951 war Krone einer der erfolgreichsten Verkäufer von Lanz-Bulldogs in ganz Deutschland. Die große Zeit der robusten, aber einfachen Bulldog-Technik neigte sich jedoch spürbar ihrem Ende entgegen. Der Bulldog mit dem Glühkopfmotor war ein „Produkt der Zeit vor dem Weltkrieg“. Die Lanz-Traktoren waren immer schwerer zu verkaufen.

Mit Lanz ging es bald bergab. Die Fabrikanlagen waren wegen der benachbarten BASF-Werke von den alliierten Luftangriffen besonders betroffen und stark zerstört. Die Produktion und auch die Entwicklungsabteilung kamen nur schleppend wieder in Gang. Schließlich wurde der einstige Primus deutscher Landmaschinentechnik von der Konkurrenz eingeholt und verdrängt. Eduard Max Hofweber, Direktor und Vorstandsmitglied bei Lanz, fädelte dann ein, dass der amerikanische John-Deere-Konzern 1956 von einem Tochterunternehmen der Deutschen Bank die Aktienmehrheit an der Firma Lanz  übernehmen konnte. Anfangs firmierte das Unternehmen noch unter Lanz-John Deere, später verschwand der Name Lanz gänzlich.

Krone-Ladewagen hinter einem Deutz-Schlepper

Die Bauern suchten technisch fortschrittlichere Produkte als den Lanz-Bulldog und Krone suchte einen neuen Partner. In Deutschland gab es um diese Zeit 56 eigenständige Schlepper-Produzenten, die Traktoren unterschiedlichster Qualität anboten. Sehr gute Schlepper kamen damals von Fendt. Deren Vertretung lag bei der Firma Schulten in Salzbergen. Van Lengerich hatten die Vertretung für McCormick und Porsche.

Lanz-Bulldoggs und Hanomag-Traktoren bei Krone (1955)

Seinerzeit hatte die Firma Rosemeyer in Lingen die Generalvertretung für Hanomag im Emsland: Autos, Lastwagen, Baumaschinen und Landmaschinen. Krone konnte diese renommierte Marke zwar auch anbieten, aber eben nur als B-Vertreter von Rosemeyer. Bald verkaufte Krone jedoch mehr Hanomag-Traktoren als Rosemeyer selber. Der Schwiegersohn von Rosemeyer, Veldmann, war ein gebürtiger Holländer. Er kam wohl mit den Bauern im Emsland nicht so richtig klar und sah seine Zukunft im Automobilgeschäft. Daher gab die Firma Rosemeyer 1951 die Sparte Landmaschinen auf. Nun übernahm Krone die Hanomag-Landmaschinenvertretung im Emsland. 1951 standen die ersten drei Hanomag-Schlepper in Spelle vor der Tür.

Die Übernahme der Hanomag-Vertretung Anfang der 50er Jahre kam zu einem günstigen Zeitpunkt, denn der Traktorenhersteller aus Hannover brachte damals gerade die sehr erfolgreiche Reihe „R“ auf den Markt.

1958 verkaufte Krone bereits den 1000. Hanomag-Traktor. In den Folgejahren entwickelte sich Bernard Krone zum größten Hanomag-Landmaschinenhändler in ganz Deutschland und brachte bis 1970 fast 3000 Traktoren dieser Marke an den Mann.

1970 stellte Hanomag die Traktorenproduktion ohne Vorankündigung ein. Krone stand nun plötzlich ohne eigene exklusive Traktorenmarke da – ein schwerwiegender Nachteil im Verkauf.

Fendt-Traktor im Einsatz bei Krone (um 1975)

Glücklicher Weise hatte Krone ein Jahr zuvor die Landmaschinenhandlung Willi Damaschke in Nordhorn aufgekaufte, die mit einer Fendt-Vertretung ausgestattet war. So hatte man nun auf jeden Fall Fendt im Programm.

Krone-Ladewagen hinter einem Eicher-Traktor

Krone verkaufte damals aber mehr oder weniger nomtgedrungen auch Traktoren anderer Hersteller wie Eicher, MAN, Ritscher und Wesseler.

FIAT-Traktoren bei Krone in Spelle

Bis Anfang der 70er Jahre bot Krone auch Fiat-Traktoren an. Die Maschinen aus italienischer Fabrikation waren technisch vergleichsweise gut, die Versorgung mit Ersatzteilen und der Kundendienst fiel für deutsche Verhältnisse bescheiden aus. 1973 kündigte Krone den Vertrag mit den Italienern. Im gleichen Jahr schloss Krone einen ersten Vertrag mit John Deere, einem großen amerikanischen Hersteller, der in den 1950er-Jahren die traditionsreiche Firma Lanz übernommen hatte. Damit begann die erfolgreiche Zusammenarbeit von Krone und John Deere, die bis heute anhält.