Der Aufgang zur den Kriegsgräbern auf dem Neuen Friedhof in Lingen 2020
Bei den Kämpfen um Lingen im April 1945 fanden über 100 deutsche Soldaten und 27 Zivilisten den Tod. Auch viele englische Soldaten kamen damals ums Leben. Das ganze Drama der Kämpfe um Lingen offenbart sich bei einem Spaziergang über das eindrucksvolle Kriegsgräberfeld auf dem Neuen Friedhof. Außerdem befinden sich dort noch zwei separate Grabanlagen für ausländische Soldaten und Kriegsgefangenen, die im Emsland starben und in Lingen begraben wurden. Ein großer Friedhof für Kriegstote befindet sich außerdem in Thuine, wo Kloster und Krankenhaus während des Krieges als Lazarett für Kriegsgefangene eingerichtet wurden.
Elisabeth Wempe, geb. Voges, erlebte die schweren Kämpfe zwischen Lingen und Laxten
Um die Hindenburgschule (heute Overbergschule) für feindliche Flugzeuge als Lazarett kenntlich zu machen, wurde auf dem Schulhof ein große Rotes-Kreuz-Zeichen markiert. Im Hintergrund die Josefs-Kirche in Laxten.
An der östlichen Peripherie der Stadt direkt an der Grenze zu Laxten entstand Anfang der 1930er-Jahre für die Schüler jenseits der Bahnlinie die Hindenburgschule (heute Overbergschule). Das große Schulgebäude hatte Betondecken, war voll unterkellert und besaß eine Turnhalle, die als Mehrzweckraum genutzt werden konnte. Kurzum: in Kriegszeiten ein idealer Standort für militärische Zwecke.
Das Lingener Krankenhaus vor dem Zweiten Weltkrieg (Ansichtskartensammlung Emslandmuseum Lingen)
Paul Germer (1926-2019) will sich nach dem Kampf um die
Brücke von Remagen als Schwerverletzter in seinen Heimatort Wietmarschen
durchschlagen. Als er am Bahnhof in Lingen ankommt, ist der Weg dorthin durch
die herannahende Front schon abgeschnitten. So beschließt er, sich in das
Lingener Krankenhaus zu begeben.
Dort erlebt er aus unmittelbarer Nähe den Häuserkampf in der Lingener Innenstadt, die Einlieferung von immer mehr schwer verwundeten Soldaten in das von Strom und Wasser abgeschnittene Krankenhaus. Viele Sterben an ihren Verletzungen und durch den Beschuss, der auch am Bonifatius-Hospital nicht spurlos vorübergeht. Über seine Erlebnisse beim Kriegsende in Lingen berichtete Paul Germer im Jahr 1994 in einem Interview mit Dr. Andreas Eiynck:
Paul Germer im Jahr 2012 in seiner Baumschule in Füchtenfeld (Foto: Use-Magazin, Susanne Austrup)
„Ich war damals gerade 18 Jahre alt. Im März 1945 kam ich als Wehrpflichtiger zur Ausbildung nach Dänemark und wurde mit der „Kampfgruppe Dänemark“ Anfang März an den Brückenkopf von Remagen abkommandiert. Dort gerieten wir unter stärksten Artilleriebeschuss der Amerikaner und ich wurde durch einen Granatsplitter am Rücken verwundet. Trotz meiner Verwundung machte ich mich auf den Weg in mein Heimatlazarett.
Die Lingenerin Käthe Niehüser heiratete 1943 den Soldaten
Josef Contzen (1915-2011), der aus Krankheitsgründen vom Fronteinsatz
freigestellt war. Sie fanden eine kleine Wohnung in der Masebergstraße. Im
Herbst 1944 wurde Contzen jedoch zu einer Krankeneinheit an die Ostfront
abkommandiert.
Seine Frau war mittlerweile schwanger und zog zu ihren
Eltern an die Meppener Straße. Dort erlebt sie den Einmarsch der Engländer und
die Evakuierung der Zivilbevölkerung nach Altenlingen und Holthausen. Bei der
Rückkehr in das Elternhaus bot sich ein trauriges Bild, doch die Schwangere und
ihr ungeborenes Kind blieben unversehrt.
Zum werdenden Vater war der Kontakt mittlerweile abgerissen, denn Josef Contzen war in russische Kriegsgefangenschaft geraten und galt als Vermisst. Erst 1946 konnte er ein Lebenszeichen nach Lingen senden und wurde zu Weihnachten 1947 in die Heimat entlassen.
Die Familie Contzen mit Tochter Maria wieder vereint 1948
Das Ehepaar Contzen ist mittlerweile verstorben, doch die 1945 geborene Tochter Maria hat den Nachlass ihrer Eltern bewahrt und kann über die damaligen Ereignisse noch Zeugnis geben. Ihre Mutter hielt ihre Kriegserinnerungen 1994 in einem Schreiben fest:
„Wir schrieben das Jahr 1944. An allen Fronten, besonders im Osten, wurde hart gekämpft. Mein Mann hatte, als Berufssoldat, lange das Glück, in der Schreibstube des Wehrbezirkskommandos beschäftigt zu sein. Ein chronisches Magenleiden trug dazu bei, nicht an der Front eingesetzt zu werden. Im Mai 1943 geheiratet, hatten wir
Fritz Linnemann erlebt als Siebenjähriger das Kriegsende
Bei der Rückkehr vom Hof Diekamp in Altenlingen sieht die Familie Linnemann die schweren Zerstörungen in der Innenstadt und den ausgebrannten Baublock zwischen Marktplatz und Burgstraße
Als Siebenjähriger erlebte der spätere Fahrrad- und Nähmaschinenmechaniker Fritz Linnemann (1938-2018) das Kriegsende in Lingen. Seine Familie wohnte in der Kivelingstraße in der Innenstadt. In der Nachbarschaft wohnte auch die Familie seines Onkels, der eine Autowerkstatt betrieb. Die Familie Linnemann flüchtete vor den Kampfhandlungen zum Bauern Diekamp in Altenlingen. Geschrieben hat Fritz Linnemann den Bericht 1952 für eine Schülerarbeit der Paul-Gerhard-Schule (ev. Volksschule) mit dem Titel „Aus der Geschichte Lingens“. Der Titel „Vor 7 Jahren“ ist angelehnt an eine gleichnamige Serie von Zeitungsartikeln mit Erinnerungen an das Kriegsende in Lingen, die im Frühjahr 1952 im Lingener Volksboten erschienen.
Das Haus und Geschäft der Familie Linnemann in der KivelingstraßeWeiterlesen →
Während die Sprenung der Friedhofsbrücke misslang, wurde die Kanalbrücke an der Lindenstraße von den Deutschen gesprengt. Wenige Tage später errichteten die Engländer hier eine Pontonbrücke
Jakob Jansen (1912-1980), der spätere Schmiedemeister und Bürgermeister von Lengerich, gehörte zu einer Pioniereinheit der Wehrmacht. Seit Ende 1944 befand er sich in einem Lazarettaufenthalt in Süddeutschland und erhielt dort beim Herannahen der Front Heimaturlaub zur weiteren Genesung. Als er in Lengerich ankam erhielt er jedoch den Befehl, sich sofort in der Lingener Kaserne zu melden. Dort übernahm er einen besonderen Auftrag. Darüber berichtete Jansen 1975 in einem Schreiben.
Jakob Jansen (1912-1980) erhielt 1945 den Befehl zur Sprengung der Friedhofsbrücke
„Vom 1. November 1944 bis zum 20. März 1945 lag ich wegen
Ausheilung einer feuchten Rippenfellentzündung im Lazarett in Miltenberg am
Main. Der Rückzug der deutschen Truppen vollzog sich an allen Fronten; in den
Nächten hörte man den immer stärker werdenden Kanonendonner aus der Gegend von
Karlsruhe-Landau. Alle Lazarettkranken, die gehfähig waren, wurden deswegen in
andere Lazarette geschickt oder bekamen Genesungsurlaub. Ich erhielt
Genesungsurlaub vom 20. März bis 11. April 1945 nach meinem Wohnort Lengerich,
Kreis Lingen. Die Züge waren überfüllt, und ich konnte nur noch einen Platz auf
einem offenen Güterwagen finden. Der Zug fuhr in Richtung Fulda. Da jedoch ein
reger feindlicher Luftverkehr herrschte, stand der Zug tagsüber in einem Tunnel
und fuhr erst in der Nacht weiter über Fulda, Kassel, Hannover nach Bremen. Von
Bremen aus ging die Fahrt über Leer nach Lingen, und in den Abendstunden
erreichte ich Lengerich.
Nach einer pflichtgemäßen Meldung beim Bürgermeister Gerhard
Pape erfuhr ich, daß ein Befehl vorliege, wonach sich alle
Wehrmachtsangehörigen, ob Kranke oder Urlauber, bei der Standortverwaltung in
Lingen melden müßten.
In den Kasernen wimmelte es von Soldaten aller
Waffengattungen, so daß beim stündlichen Antreten zur Feststellung der
Truppenzugehörigkeit strenge Maßstäbe angelegt wurden. Soldaten ohne Papier
wurden besonders genau überprüft, und meines Wissens tagte in den oberen
Kasernenräumen ein Kriegsgericht. Es wurden aber keine Todesurteile ausgesprochen,
sondern lediglich Arreststrafen verhängt. Soweit zu diesem Punkt meiner
Erinnerung.
Inzwischen waren die alliierten Truppen, Engländer und Kanadier, in Bentheim. Da ich einer Pioniereinheit angehört hatte,
Paul Heine aus Baccum wurde kurz von Kriegsende als Vierzehnjähriger eingezogen
Am 5. März 1945 hatten Staatssekretäre im Reichministerium
in Berlin den Beschluss gefasst, die Angehörigen der Jahrgänge 1929 und 1930
aus den vom Feind bedrohten Gebieten zurückzuziehen. Die „Einberufung“ der noch
nicht der Wehrerfassung unterliegenden Jugendlichen hatte die besondere
Genehmigung des Führers erforderlich gemacht. Das deutsche Volk musste ja – wie
Hitler es formulierte – „in der schwersten Zeit der deutschen Geschichte, wo es
um Sein oder Nichtsein des ganzen Volkes geht, zu größten Opfern bereit sein“.
Die Jahrgänge 1928 und 1929 hatten bereits eine
vormilitärische Ausbildung erhalten. Angehörige des Jahrgangs 1928 waren z.T.
schon im Fronteinsatz. Als das Kampfgeschehen im März 1945 bedenklich näher
rückte, wurden die Räume Schüttorf-Bentheim-Nordhorn-Lingen als vom Feind
bedroht eingestuft. Die Auflösung der „Wehrertüchtigungslager“ wurde
vorbereitet, ebenso die Zurückziehung des Jahrgangs 1930. Die Angehörigen der
Jahrgänge 1928 und 1929 sollten dem Volkssturm angegliedert werden, zur
Stärkung der Heimatfront.
Paul Heine berichtet als Zeitzeuge über das Kriegsende (Foto 2005)
Dienstag, den 27. März, war es dann soweit, dass die Angehörigen des Jahrgangs 1930 ihre Einberufungsbefehle erhielten. Im Einzugsbereich des Wehrertüchtigungslagers Baccum hatten sich die 14- bis 15jährigen Jungen am 29. März (Gründonnerstag) bei der Baccumer Schule einzufinden. Als Verwendungszweck wurde eine langfristige Schanzzeit (Stellungsbau) angegeben. Mitzubringen waren: Leibwäsche, derbe Kleidung und Schuhwerk, eine Decke und für drei Tage Verpflegung. In Baccum, Ramsel und Münnigbüren hatten acht Jugendliche Einberufungsbefehle erhalten, es erschienen jedoch nur fünf. Bei den Einberufungen anderer Gemeinden war es ähnlich.
Treffpunkt für die Eingezogenen war die Schule in Baccum
Als Angehöriger des Jahrgangs 1930 musste ich auch einrücken. Ich möchte deshalb zur Vervollständigung der Ereignisse jener Zeit meine Erlebnisse schildern: Von der Führung des inzwischen aufgelösten Wehrertüchtigungslagers begleitet, marschierte unsere Gruppe, es mögen etwa 70 bis 80 Jugendliche gewesen sein, noch am selben Abend nach Freren. Für die Übernachtung
Johannes Muis war zu Zeiten der deutschen Besatzung in den
Niederlanden untergetaucht und hatte sich, wie viele Gleichgesinnte, im damals
gerade trockengelegten Noordoostpolder unter den vielen dort tätigen Landarbeitern
verborgen. Hier wurde er am 17. November 1944 bei einer Razzia in der Nähe von
Vollenhove verhaftet und als Zwangsarbeiter nach Lingen verschleppt.
Die Landarbeiter im Noordoostpolder wurden als Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt
Die Niederländischen Zwangsarbeiter mussten am Bau der „Emsstellung“ arbeiten
Muis kam nach Wachendorf und musste mit vielen hunderten
weiteren Niederländern den Winter über am Bau der „Emsstellung“, einem System
von Panzergräben westlich der Ems, arbeiten. Bei schlechtem Winterwetter kamen
die Arbeiten nur langsam voran. Die Zwangsarbeiter wurden von ihren Bewachern
schlecht behandelt, die waren Unterkünfte unzureichend und die Verpflegung miserabel.
Der Auszug aus dem nicht ohne Humor und Ironie verfassten Tagebuch beginnt mit dem 1. April – am Tag zuvor waren die meisten Niederländer aus Wachendorf abkommandiert worden. Muis ist nach der Auflösung des Lagers Wachendorf gleich zum Bauern Steffens gegangen und hat dort zum ersten Mal seit Monaten wieder in einem Bett geschlafen. Der Text wurde vom Emslandmuseum aus der niederländischen Originalfassung übertragen und leicht gekürzt.
Ausweis von Johannes Muis, geb. 1919 in Zuidwolde
Arbeitsschein für Johannes Muis im Noordoostpolster
Das Tagebuch von Johannes Muis „5 maanden Duitsland“
Muis hatte sich mittlerweile mit dem Bauern Steffens angefreundet. Beim Herannahen der Front wurden die meisten holländischen Arbeiter Ende März nach Ostfriesland verlegt. Beim Abmarsch meldete Muis sich krank. Er und einige weitere Niederländer blieben nun als Landhelfer bei verschiedenen Bauern in Wachendorf, die zusätzliche Arbeitskräfte gut gebrauchen konnten.
In seinem Tagebuch schildert der Zeitzeuge, wie in diesen Tagen einige Nazis immer rabiater und brutaler wurden, andere aber schon versuchten, sich bei den Gefangenen anzubiedern. In Wachendorf erlebte Muis am 3. April die Eroberung der unzerstörten Emsbrücke durch die englischen Soldaten. Aus der Ferne konnte er auch die Kämpfe um Lingen beobachten, die der Stadt Tod und Zerstörung, ihm aber die Freiheit brachten.
Der Kampf um die Wachendorfer Brücke auf einem englischen Historienbild von 1989
Der Auszug aus dem nicht ohne Humor und Ironie verfassten Tagebuch beginnt mit dem 1. April – am Tag zuvor waren die meisten Niederländer aus Wachendorf abkommandiert worden. Muis ist nach der Auflösung des Lagers Wachendorf gleich zum Bauern Steffens gegangen und hat dort zum ersten Mal seit Monaten wieder in einem Bett geschlafen. Der Text wurde vom Emslandmuseum aus der niederländischen Originalfassung übertragen und leicht gekürzt.
„Sonntag, 1. April, 1. Ostertag
Freundliches, etwas feuchtes Wetter.
Herrlich geschlafen in einem echten Bett. Morgens die
notwendigen Arbeiten verrichtet und danach durch das Weideland spaziert, um Kibitzeier
zu suchen.
Seit heute Mittag ist reger Verkehr auf der Straße, viele
durchziehende Truppenteile, die von unserer früheren Lagerunterkunft Gebrauch
machen.
P. den Besten schreibt an seine Verwandten in der Heimat
Nach der Landung in der Normandie
(6.6.1944) wurde bald klar, dass die Invasion der Alliierten nicht mehr zu
stoppen war und sie unaufhaltsam auf Deutschland vorrückten.
Zur deutschen Durchhaltepropaganda
gehörte der Bau der „Emsstellung“ im Herbst 1944. Dies war ein weitläufiges
System von „Panzerabwehrgräben“, mit denen man die Alliierten schon westlich
der Ems im Raum Elbergen-Lohne aufhalten wollte.
Da Baumaschinen nicht zur Verfügung
standen, mussten tausende von Dienstverpflichteten (Rentner, Frauen, Hitlerjugend
usw.) die Gräben mit der Schaufel per Muskelkraft ausheben. So konnte man
Aktionismus verbreiten und den Durchhaltewillen stärken.
Als die deutschen Arbeitskräfte nicht
reichten, wurden tausende niederländische Zwangsarbeiter eingesetzt, die man im
November 1944 bei großen Razzien verhaftet und nach Lingen verschleppt hatte.
Sie arbeiteten den ganzen Winter hindurch bis in den März 1945 an den
Stellungen und wurden beim Näherrücken der Front nach Norddeutschland verlegt.
Aufgrund baulicher Mängel und fehlender Bewaffnung erwies sich die Emsstellung als völlig unbrauchbar. Sie wurden von der Wehrmacht nie genutzt und von den englischen Panzern bei ihrem Vormarsch noch nicht einmal bemerkt.
Aus dem Lager in Bernte schrieb P. den Besten am 2.12.1944 an seine Verwandten
„Ich kann nicht zu ihm hin, denn wir dürfen nicht ohne Bewachung gehen.“
Von einem Niederländer in Lingen erhielt das Emslandmuseum die hier dargestellte Postkarte, die P. den Besten Anfang Dezember 1944 an seine Verwandten im niederländischen Kampen schickte. Viele der Zwangsarbeiter beim Bau der Emsstellung stammten aus Kampen und Umgebung.
Der Text wurde aus dem niederländischen Original ins Deutsche übertragen:
Absender
P. den Besten
R.K. Volksschule
Bernte
Kreis Lingen-Ems
Deutschland
Fam. J.F. den Besten
Wiik I-282
Ijsselmuiden
Post Kampen
Bernte, 2/12 - 44
Liebe Eltern,
hier seit einigen Tagen eingelebt, aber noch keine Gelegenheit gehabt zu schreiben. Bernte ist ein Bauerndorf von meiner Schätzung nach rund acht Bauernhöfen. Wim habe ich vergangene Woche Donnerstag Morgen in Lingen gesprochen. Er arbeitet in den Zelten des Lagers. In Lingen hat der Lagerführer von der O.T. [= Organisation Todt] mir auch eine Stellung als Schreiber angeboten, aber ich geh lieber mit den Kameraden in der Gruppe zum arbeiten. Wim wird wohl immer noch in Lingen sitzen. Ich kann nicht zu ihm hin, denn wir dürfen nicht ohne Bewachung weggehen.
Von Rennie weiß ich nichts. Ich hoffe, dass Ihr wohl wisst, wo er steckt.
Das Essen, das wir hier bekommen, ist gut. Den zweiten Tag als wir hier waren hatten wir Huhn und Hasenwild, die überigen Tage Suppe und Fleisch mit Erbsen. Auch bekommen wir abend immer einen Brei, der auch sehr gut ist.
Zu Hause ist, wie ich hoffe, alles noch gut, nicht? Jassie und Gesje werden uns wohl vermissen, aber vielleicht dürfen wir ja bald wieder nach Hause.
Da ich keinen Platz mehr habe, muss ich aufhören.
Herzlichen Gruß und auf baldiges Wiedersehen
P. den Besten.
Dass den Besten hier das gute Essen lobt, ist offenbar der Zensur der Postkarten durch die deutschen Ausseher geschuldet. Johannes Muis schreibt in seinem Bericht aus Wachendorf über die sehr unzureichende Verpflegung, nicht nur für die Zwangsarbeiter, sondern auch für die dort ebenfalls zwangsverpflichteten Volkssturmmänner.