Neubau und neue Sonderausstellung „Entscheidungen 1933 – 1945“
Nach gut einjähriger Schließung öffnet am 1.8. (So., 14.30-17.30) der Erweiterungsbau des Emslandmuseums seine Pforten. Von den neuen Räumen aus gelangt man in die aktuelle Sonderausstellung „Entscheidungen 1933 bis 1945“ über die Zeit des Nationalsozialismus im
Emsland und in den Niederlanden. Zu jeder vollen Stunde führt Museumsleiter Dr. Andreas Eiynck interessierte Gäste (maximal 10 Personen) durch die im Aufbau befindliche neue Dauerausstellung zur Geschichte der Region Lingen/Südliches Emsland.
Die aktuelle Sonderausstellung „Entscheidungen“ haben die Museen in Emmen und Lingen gemeinsam konzipiert. Sie zeigt die Auseinandersetzung von Menschen aus beiden Städten mit dem Nationalsozialismus. Denn nicht nur in Lingen gab es überzeugte Nazis, viele Mitläufer und entschiedene Gegner, sondern auch in den Niederlanden hatten die Nationalsozialisten viele Anhänger. Manchmal gab es dort Nazis und Widerstandskämpfer in der gleichen Familie.
In Deutschland konnten die Nationalsozialisten in den ersten Jahren ihrer Herrschaft durch wirtschaftliche und außenpolitische Erfolge viele Menschen für sich vereinnahmen. Rechtsbrüche, ja selbst die Verfolgung von politischen Gegnern und Juden nahmen dafür viele in Kauf oder schauten einfach weg. Die Ausstellung schildert dies an verschiedenen Beispielen aus Lingen, darunter der NSDAP-Kreisleiter Erich Plesse, Bischof Wilhelm Berning, der Rennfahrer Bernd Rosemeyer oder die Lingener Lehrerschaft. In den Niederlanden erhielt die anfänglich recht kleine nationalsozialistische Bewegung durch die deutsche Besatzung ab 1940 starke Unterstützung. Viele Niederländer waren aber gegen die Besatzung, verhielten sich ablehnend oder gingen sogar in den aktiven Widerstand. Manche haben ihren Einsatz gegen die Deutschen mit dem Leben bezahlt. Am Beispiel der Familie Postma aus Emmen wird deutlich, wie unterschiedlich Mitglieder aus der gleichen Familie zum Nationalsozialismus standen.
Unter den deutschen Besatzungssoldaten in den Niederlanden waren auch viele Lingener Wehrpflichtige. Manche führten sich als Sieger auf, andere freundeten sich mit den Niederländern an. Die Ausstellung verdeutlicht dies am Beispiel von persönlichen Erinnerungsstücken und von Fotoalben, in denen Lingener Soldaten ihre Erlebnisse in den Niederlanden eindrücklich dokumentiert haben.
Am Beispiel der jüdischen Familie Hanauer zeigt die Ausstellung die Flucht vieler deutscher Juden in die Niederlande. Sie konnten die deutsche Besatzung nur überleben, wenn ihnen Niederländer halfen und sie versteckten. Dies gelang auch Hermann Hanauer aus Lingen mit seiner Familie. In den 50er Jahren kehrte er mit seinen beiden Töchtern nach Lingen zurück. Die Ausstellung zeigt verschiedene bislang unbekannte literarische Zeugnisse der Tochter Helga Hanauer, die 1976 in Lingen starb.
Coronabedingt ist eine Registrierung der Museumsbesucher erforderlich. Bei starkem Andrang können Wartezeiten entstehen. In den Ausstellungsräumen ist das Tragen einer Maske erforderlich.
Ab dem 1. August ist das Museum wieder zu den üblichen Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag von 14.30 bis 17.30 Uhr geöffnet.