Bommen Bernd

1672 begann Bernhard von Galens zweiter Krieg gegen die Niederlande

Christoph Bernhard von Galen, Fürstbischof von Münster und berüchtigter Kriegsherr

Im Frühjahr 1672 setzte Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen vom Münsterland und vom Emsland aus seine Truppen gegen die Niederlande in Bewegung. Damit begann sein zweiter Krieg gegen die Niederlande, in dem er gemeinsam mit Frankreich und England die damals führende See- und Handelsmacht in Europa besiegen wollte. Von Galen ging es um die Rückgabe vormals münsterischer Gebiete und um die Rechte der Katholiken in den calvinistisch dominierten Niederlanden.

Die Belagerung und die Befreiung von Coevorden

Auch Lingen spielte in seinen strategischen Überlegungen eine wichtige Rolle, denn seit 1632 standen Stadt und Grafschaft Lingen unter der Herrschaft der Oranier.

So wurde Lingen von den münsterischen Truppen rasch besetzt und zu einer Drehscheibe für den Nachschub in Richtung Norden und Westen.

Die Soldaten des Fürstbischofs rückten rasch vor. Sie nahmen die wichtige Festung Coevorden ein und umzingelten die Stadt Groningen, die nun vier Wochen lang belagert wurde. Doch am 28. August 1672 schlugen die Niederländer unter General Rabenhaupt die Münsterischen in die Flucht. Daran erinnert in Groningen bis heute alljährlich ein Feiertag, bekannt unter dem Namen: „ontzet van Gronigen“ (Befreiung von Groningen). Weil die gut aufgestellt münsterische Artiellerie die Stadt während der Belagerung immer wieder mit Kanonenkugel beschosssen hatte, erhielt die katholische Bischof von den Niederländern den Spottnamen „Bommen Berend“.

Am 30. Dezember wurde die Festung Coevorden von den Niederländern zurückerobert. Sie war von entscheidender Bedeutung für den Kriegsschauplatz in den östlichen Niederlanden und so begannen die münsterischen Truppen eine Belagerung der Stadt. Der Fluß durch Coevorden, die Vechte, wurde aufgestaut, um die Stadt unter Wasser zu setzten und so die Niederländer zur Aufgabe zu zwischen. Zunächst schien diese Kriegslist aufzugehen, doch am 30. September 1673 brach der Damm bei Coevorden und das münsterische Heerlager versank in den Fluten.

Bernhard von Galen hatten damit auch seinen zweiten Krieg gegen die Niederlande verloren. Er musste seine Truppen zurückziehen und auf alle Ansprüche gegen die Niederländer verzichten.

Silbermedaille zur Belagerung von Coevorden 1672 als Votivgabe am Wallfahrtsbild der Heiligen Anna in Hopsten-Breischen. Die Medaille wurde wahrscheinlich von einem Tödden mitgebracht und gestiftet

Die Kriegslust des geistlichen Herrn war damit aber nicht gezügelt. In den kommenden Jahren nahmen seine Truppen an Feldzügen gegen den einstigen Verbündeten Frankreich teil und 1677 kämpften münsterische Soldaten auf spanischer und niederländischer Seite vor Maastricht und Charleroi im Krieg gegen Frankreich.

Im September 1678 starb er auf dem fürstbischöflichen Schloss in Ahaus, ohne irgendeines seiner Ziele gegen die Niederlande erreicht zu haben.

Die Bevölkerung im Münsterland und im Emsland war von den Kriegen stark betroffen: durch die Truppenaushebungen, die hohen Kriegssteuern und die Kampfhandlungen selber. Bald erzählte man sich viele Sagen und Legenden über den umstrittenen Fürstbischof: Er habe sich, als Kiepenkerl verkleidet, selber als Spion in die Niederlande begeben, um die niederländischen Verteidigungswerke auszuspähen. Seinen Pferden ließ er die Hufeisen falsch herum beschlagen, um die Holländer zu täuschen. Besonders der emsländsiche Chronist Johann Bernhard Diepenbrock hat viele dieser Volkserzählungen schon 1838 in seiner „Geschichte des Amtes Meppen“ zusammengetragen.

Weit verbreitet war auch ein Spottvers über den Fürstbischof:

„Berndken van Gaolen
kann puchen un praohlen,
kann sinken un leigen
ann alle Lüe bedreigen.“

Im Herbst 2022 wird das Emslandmuseum mit einer Ausstellung an den Krieg Bernhard von Galens gegen die Niederlande erinnern.