Die Meppener Straße

Wo sich Kleinbahn und Mühlenbach kreuzten

Die Kleinbahn auf der Meppener Straße in Höhe des Hauses Fastabend (heute Rewe-Markt)

Die Hauptstraße von Lingen in Richtung Norden ist die Meppener Straße, die auch die Ortsteile Altenlingen, Holthausen und Biene mit der Innenstadt verbindet. Früher war sie eine der Hauptverkehrsadern der Stadt.

Wo die Mühlentorstraße an der Bleich endete, begann rechts die Meppener Straße.

Früher begann die Meppener Straße am Mühlentor – der vordere Teil bis zur Kreuzung mit der Wilhelmstraße gehört heute zur Mühlentorstraße.

Blick stadteinwärts auf den Beginn der Meppener Straße (links)
Blick vom Weg zum Alten Friedhof über die Bleiche auf die vordere Meppener Sraße

Vor dem Mühlentor lag die städtische Kuhweide, auf der einst die Ackerbürger aus der Innenstadt ihr Vieh weiden konnten.

Das Zoll- und Finanzamt (l) und das Preußische Behördenhaus (r)
Das Preußische Behördenhaus

Auf diesem städtischen Gelände entstanden später viele öffentliche Gebäude, darunter am Beginn der Meppener Straße 1930 das Behördenhaus, heute eine Nebenstelle des Finanzamtes.

Die vordere Meppener Straße war vor 1930 nur auf einseitig bebaut

Auf der stadtseitigen Straßenseite befanden sich die Bäckerei Dees, die Hufschmiede Peters und die Stellmacherei Verhall. Die Hofgrundstücke grenzten rückwärtig an den Stadtgraben.

Das Haus des Dach- und Schieferdeckers Borchardt

Das kleine Gebäude mit der geschwungenen Dachform war einst Sitz des Dach- und Schieferdeckers Borchardt. Später erlöste Zahnarzt Schwede hier seine Patienten von ihren Schmerzen.

Das frühere Landesbauamt (heute Kreuzung Weidestraße)

Die große Kreuzung an der Weidestraße entstand in der heutigen Form erst bei einem Straßenausbau in den 70er-Jahren, als die Einmündung der Wilhelmsstraße hierhin verlegt wurde.

Die alte Abzweigung der Weidestraße (um 1960)

Dabei mussten die Gebäude des alten Landesbauamtes und das große Firmengebäude von Mosecker für die Verbreiterung der Fahrbahnen weichen.

Die Häuser Rosemann, Gelshorn und Wolbeck (um 1955)

Mitten unter der Kreuzung verläuft hier der Lingener Mühlenbach. Er markierte früher die Grenze zwischen der vorderen und der mittleren Meppener Straße, wo kleine Handwerker und Eisenbahnerfamilien ihre Häuser hatten. Bekannte Geschäfte waren das Schuhhaus Rosemann und das Lebensmittelgeschäft Consum.

Die Werkstatt Gelshorn mit Tankstelle (um 1955)

Dazwischen befand sich seit 1927 die Werkstatt von Zweirad Gelshorn, verbunden mit der ersten Shell-Tankstelle im Emsland. Sie war seit den 20er-Jahren ein beliebter Treffpunkt für alle Motorradbegeisterten in Lingen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg vertrieb Gelshorn auch die legendären Messerschmidt-Kabinenroller und die niederländische Automarke DAF, die durch ihre besondere „Variomatik“-Schaltung bekannt wurde. Diese war kinderleicht zu fahren, aber gelegentlich auch unüberhörbar. Bei Gelshorn an der Meppener Straße traf sich auch der DKW-Motorradklub Lingen zu seinen Ausfahrten.

Friseursalo Kierstädter und Doppelhaus Thiele-Herbers

Schräg gegenüber von Gelshorn stand ein kleines Häuschen, in dem zunächst der Frisörsalon Kirstädte seinen Sitz hatte. Später zog hier ein Kiosk ein, es folgte eine Imbissstube und heute befindet sich dort ein Falafel-Imbiss.

Etwas weiter außerhalb hatten stadtbekannte Handwerksbetriebe wie der Maler Theising und die Bäckerei Sandhaus sowie später die Schlachterei Thünemann ihren Sitz. Aus einem kleinen Tabakgeschäft ging die Gaststätte Blockhaus hervor.

Die Kleinbahn zum Neuen Hafen fuhr am Rande der Meppener Straße

Vom Kleinbahnhof an der Haselünner Straße aus führte ein Abzweig der Kleinbahn Lingen-Berge-Quakenbrück um die Wilhelmshöhe herum, verlief entlang der Meppener Straße, überquerte an der Weidestraße den Mühlenbach und führte dann quer durch das Gelände zum Neuen Hafen. Bahnverkehr mitten auf der Meppener Straße war bis 1952 also keine Seltenheit.

Das Autohaus Chudziak

Die große Einmündung des Nordrings wurde erst in den 50er-Jahren ausgebaut. Damit führte auch die vielbefahrene Bundesstraße 70 nicht mehr durch die vordere Meppener Straße.

Die Tankstelle bei Chudziak

Eine bekannte Autowerkstatt an der hinteren Meppener Straße war die Firma Chudziak, die in Lingen die italienische Automarke FIAT vertrat.

Die Firma Papier und Holz, rechts die Häuser an der Meppener Straße

Etwas weiter befand sich an der linken Straßenseite die Firma Papier und Holz, die Hülsen für die Textilindustrie herstellte.

Das Haus von Lehrer Schütte, rechts die Firma Papier und Holz

Daneben hatte Lehrer Schütte sein stattliches Wohnhaus und eine ausgedehnte Fasanenzucht in großen Volieren.

Die Wohnhäuser der Eisenbahner und Handwerker zogen sich beiderseits der Meppener Straße durch den ländlichen Außenbereich bis an die Grenze zu Altenlingen hin. Heute ist die frühere Gemeindegrenze im Stadtbild nicht mehr erkennbar.