Lingener Geschichte im Bild (9)

Der „Dulle Cord“, Graf Konrad von Tecklenburg, steht heute im Mittelpunkt der Jubiläumsserie 1050 Jahre Lingen, einem Gemeinschaftsprojekt von EL-Kurier und Emslandmuseum. Und dieser Landesherr und Reformator war sicherlich eine der schillerndsten Persönlichkeiten in der Lingener Geschichte.



Graf Konrad aus dem Hause der Tecklenburger wurde 1501 als Sohn des Grafen Otto geboren. Sein kinderloser Onkel Graf Nikolaus regierte die Grafschaft Lingen. Während seiner Erziehung am Hofe des Landgrafen von Hessen lernte der junge Graf das Gedankengut der Reformation kennen und war Zeuge des Auftritts Luthers beim Reichstag zu Worms. Konrad heiratete Mechthild von Hessen, eine Cousine des Landgrafen. Sie war zuvor Nonne in einem Kloster, das bei der Reformation aufgelöst wurde.

Konrad versuchte schon frühzeitig, in den tecklenburgischen Gebieten Westfalens die Reformation einzuführen. Sein Vater und sein Onkel waren jedoch dagegen. Erst nach deren Tod konnte er den Übergang zur lutherischen Kirche vollständig umsetzen. Klöster wurden aufgelöst, Wallfahrtsorte geschlossen und die Pfarreien als Landeskirche unter der Aufsicht des Grafen neu organisiert. Diese Maßnahmen kamen dem Gräflichen Hause auch finanziell zugute, denn der freiwerdenden Kirchenbesitz fiel nun in den Besitz des Landesherrn.

In Lingen ließ Graf Konrad die alte Pfarrkirche mit dem umliegenden Friedhof auf dem Marktplatz beseitigen. An ihrer Stelle, so lautet eine alte Sage, legte Graf Konrad einen Gerichtsplatz an, so dass über den Gräbern seiner Ahnen nun die Mörder am Galgen baumelten. Die Kirchenglocken ließ er einschmelzen, um aus dem Metall Geschütze für sein Militär zu gießen.

Überall versuchte Konrad, sich Rechte und Besitzungen anzueignen. Dabei geriet er mit vielen Adeligen und den Klöstern in seiner Nachbarschaft in Streit. Kein Wunder, dass er bald der „dulle Cord“, der verrückte Konrad, genannt wurde.
1538 hatte sich der Graf dem „Schmalkaldischen Bund“, einem Bündnis der Protestantischen Landesfürsten, angeschlossen. Als diese zum Aufstand aufriefen, besetzten Truppen Kaiser Karl V. 1547 die tecklenburgischen Gebiete und zwangen Konrad, die Stadt und die Grafschaft Lingen an den Kaiser abzutreten. Die Reformation in Lingen wurde rückgängig gemacht.


Konrads Erbtochter Anna von Tecklenburg blieb beim lutherischen Glauben und heiratete 1557 den Grafen Eberwin von Bentheim. So entstand das „Grafenland“ Bentheim-Steinfurt-Tecklenburg als Bollwerk des Protestantismus im nördlichen Westfalen.