Archiv für den Monat: April 2020

Das Kriegsende in Freren

Aus den Erinnerungen von Elisabeth Hofschulte

Das Bauernhaus Frericks in Thuine ging beim Durchzug der Front im April 1945 in Flammen auf

Elisabeth Hofschulte stammte von dem großen Bauernhof Hofschulte mitten in Freren direkt neben der katholischen Kirche. Sie war Lehrerin und während des Krieges an der Schule in Haselünne tätig. Ihr Bruder Alois befand sich als Soldat im Einsatz. Das Kriegsende erlebte sie in ihrem Elternhaus in Freren und

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Spirituelle Mitte im Klinikbetrieb

Karfreitagsgedanken zur Kapelle im St. Bonifatiushospital

Die Kapelle im St. Bonifatiushospital

In diesen Tagen richten sich viele Blicke auf das St. Bonifatius-Hospital. Mit Dankbarkeit bewundern viele den Einsatz des dortigen Personals auch in Krisenzeiten, wenn das Krankenhaus zum Ort der Hoffnung wird. Ein besonderer Raum im Bonitius-Hospital ist die dortige Krankenhauskapelle, die den Mittelpunkt der Krankenhausseelsorge bildet. In den 70er Jahren wurde das Gebäude im Stil der Kirchen des Zweiten Vatikanischen Konzils als sogenannten „Zeltkirche“ mit schrägwinkeligem Grundriss und einer mehrfach abgewinkelten

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Hinter jedem Stein ein Schicksal

Kriegsgräber erzählen Geschichte(n)

Der Aufgang zur den Kriegsgräbern auf dem Neuen Friedhof in Lingen 2020

Bei den Kämpfen um Lingen im April 1945 fanden über 100 deutsche Soldaten und 27 Zivilisten den Tod. Auch viele englische Soldaten kamen damals ums Leben. Das ganze Drama der Kämpfe um Lingen offenbart sich bei einem Spaziergang über das eindrucksvolle Kriegsgräberfeld auf dem Neuen Friedhof. Außerdem befinden sich dort noch zwei separate Grabanlagen für ausländische Soldaten und Kriegsgefangenen, die im Emsland starben und in Lingen begraben wurden. Ein großer Friedhof für Kriegstote befindet sich außerdem in Thuine, wo Kloster und Krankenhaus während des Krieges als Lazarett für Kriegsgefangene eingerichtet wurden.

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Krieg und Kriegsende in der Lingener Hindenburgschule

Elisabeth Wempe, geb. Voges, erlebte die schweren Kämpfe zwischen Lingen und Laxten

Um die Hindenburgschule (heute Overbergschule) für feindliche Flugzeuge als Lazarett kenntlich zu machen, wurde auf dem Schulhof ein große Rotes-Kreuz-Zeichen markiert. Im Hintergrund die Josefs-Kirche in Laxten.

An der östlichen Peripherie der Stadt direkt an der Grenze zu Laxten entstand Anfang der 1930er-Jahre für die Schüler jenseits der Bahnlinie die Hindenburgschule (heute Overbergschule). Das große Schulgebäude hatte Betondecken, war voll unterkellert und besaß eine Turnhalle, die als Mehrzweckraum genutzt werden konnte. Kurzum: in Kriegszeiten ein idealer Standort für militärische Zwecke.

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Das Kriegsende 1945 im Raum Lingen – 8 / 8

Der Zweite Weltkrieg brachte unvorstellbares Leid über ganz Europa. Seit 75 Jahren herrscht nun Frieden. Aber Frieden kommt nicht von alleine. Er muss immer wieder erneuert und verteidigt werden – gegen Nationalismus, Imperialismus, Rassismus und Gleichgültigkeit. Daran kann jeder mitarbeiten. Heute schon.

Kriegsende im Lingener Krankenhaus

Paul Germer berichtet

Das Lingener Krankenhaus vor dem Zweiten Weltkrieg (Ansichtskartensammlung Emslandmuseum Lingen)

Paul Germer (1926-2019) will sich nach dem Kampf um die Brücke von Remagen als Schwerverletzter in seinen Heimatort Wietmarschen durchschlagen. Als er am Bahnhof in Lingen ankommt, ist der Weg dorthin durch die herannahende Front schon abgeschnitten. So beschließt er, sich in das Lingener Krankenhaus zu begeben.

Dort erlebt er aus unmittelbarer Nähe den Häuserkampf in der Lingener Innenstadt, die Einlieferung von immer mehr schwer verwundeten Soldaten in das von Strom und Wasser abgeschnittene Krankenhaus. Viele Sterben an ihren Verletzungen und durch den Beschuss, der auch am Bonifatius-Hospital nicht spurlos vorübergeht. Über seine Erlebnisse beim Kriegsende in Lingen berichtete Paul Germer im Jahr 1994 in einem Interview mit Dr. Andreas Eiynck:

Paul Germer im Jahr 2012 in seiner Baumschule in Füchtenfeld (Foto: Use-Magazin, Susanne Austrup)

„Ich war damals gerade 18 Jahre alt. Im März 1945 kam ich als Wehrpflichtiger zur Ausbildung nach Dänemark und wurde mit der „Kampfgruppe Dänemark“ Anfang März an den Brückenkopf von Remagen abkommandiert. Dort gerieten wir unter stärksten Artilleriebeschuss der Amerikaner und ich wurde durch einen Granatsplitter am Rücken verwundet. Trotz meiner Verwundung machte ich mich auf den Weg in mein Heimatlazarett.

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Flucht nach Altenlingen und Holthausen

Kämpfe in Lingen, Ehemann in Kriegsgefangenschaft

Die Lingenerin Käthe Niehüser heiratete 1943 den Soldaten Josef Contzen (1915-2011), der aus Krankheitsgründen vom Fronteinsatz freigestellt war. Sie fanden eine kleine Wohnung in der Masebergstraße. Im Herbst 1944 wurde Contzen jedoch zu einer Krankeneinheit an die Ostfront abkommandiert.

Seine Frau war mittlerweile schwanger und zog zu ihren Eltern an die Meppener Straße. Dort erlebt sie den Einmarsch der Engländer und die Evakuierung der Zivilbevölkerung nach Altenlingen und Holthausen. Bei der Rückkehr in das Elternhaus bot sich ein trauriges Bild, doch die Schwangere und ihr ungeborenes Kind blieben unversehrt.

Zum werdenden Vater war der Kontakt mittlerweile abgerissen, denn Josef Contzen war in russische Kriegsgefangenschaft geraten und galt als Vermisst. Erst 1946 konnte er ein Lebenszeichen nach Lingen senden und wurde zu Weihnachten 1947 in die Heimat entlassen.

Die Familie Contzen mit Tochter Maria wieder vereint 1948

Das Ehepaar Contzen ist mittlerweile verstorben, doch die 1945 geborene Tochter Maria hat den Nachlass ihrer Eltern bewahrt und kann über die damaligen Ereignisse noch Zeugnis geben. Ihre Mutter hielt ihre Kriegserinnerungen 1994 in einem Schreiben fest:

„Wir schrieben das Jahr 1944. An allen Fronten, besonders im Osten, wurde hart gekämpft. Mein Mann hatte, als Berufssoldat, lange das Glück, in der Schreibstube des Wehrbezirkskommandos beschäftigt zu sein. Ein chronisches Magenleiden trug dazu bei, nicht an der Front eingesetzt zu werden. Im Mai 1943 geheiratet, hatten wir

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Virtuelle Kirchenführungen

Emslandmuseum und Pfarreiengemeinschaft stellen Kirchen in Lingen vor

Emslanddechant Thomas Burke und Museumsleiter Dr. Andreas Eiynck bei Drehaufnahmen für die „Virtuellen Kirchenführunge“ in der Christ-König-Kirche in Darme (Foto: Schwester Anne Healy)

Das Emslandmuseum stellt in Zusammenarbeit mit der Pfarreiengemeinschaft Lingen-Süd derzeit im Rahmen von Virtuellen Kirchenführungen auf dem YouTube-Kanal des Pfarreienverbandes die Kirchen St. Bonifatius in Lingen, St. Alexander in Schepdorf, Christus König in Darme und St. Gertrudis in Bramsche, die Kapelle St. Antonius in Estringen sowie die Krankenhauskapelle im St. Bonifatius-Hospital vor.

Man gibt bei YouTube im Suchfeld einfach „Lingen Süd“ ein oder geht auf die Homepage der Pfarreiengemeinschaft und klickt sich dort auf die „Virtuellen Kirchenführungen“ durch.

Die kleinen Beiträge bestehen immer aus einem religiösen Impuls, einer Erläuterung und einem gemeinsamen Gebet.

Ein Beispiel ist die Christus-König-Kirche in Darme, erbaut 1955 bis 1959 nach Plänen des Lingener Architekten H. Klaas. Seitdem wurde die Kirche mehrmach modernisiert. Der dortige Tabernakel zeigt ein Kupferrelief des Künstlers Matthias Gotzes aus Krefeld.

Der Tabernakel in der Christ-König-Kirche in Darme zeigt Christus vor Pilatus und erinnert an das Bibelzitat: Bist Du ein König? (Foto: Schwester Anne Healy)

Es erinnert an die Begegnung Jesu mit dem römischen Statthalter Pontius Pilataus, wie sie im Johannesevangelium beschrieben wird. Dabei geht es um die zentrale Frage nach dem Königtum Christi:

„Da ging Pilatus wieder in das Prätorium hinein, ließ Jesus rufen und fragte ihn: Bist du der König der Juden? Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus oder haben es dir andere über mich gesagt? Pilatus entgegnete: Bin ich denn ein Jude? Dein Volk und die Hohepriester haben dich an mich ausgeliefert. Was hast du getan?

Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn mein Königtum von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Nun aber ist mein Königtum nicht von hier.

Da sagte Pilatus zu ihm: Also bist du doch ein König?

Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.

Pilatus sagte zu ihm: Was ist Wahrheit? Nachdem er das gesagt hatte, ging er wieder zu den Juden hinaus und sagte zu ihnen: Ich finde keine Schuld an ihm. Ihr seid aber gewohnt, dass ich euch zum Paschafest einen freilasse. Wollt ihr also, dass ich euch den König der Juden freilasse? Da schrien sie wieder: Nicht diesen, sondern Barabbas! Barabbas aber war ein Räuber.“

Die Darstellung auf der Tabernakeltür bezieht sich also auf Christus als König und somit auf den Titel, den die Christ-König-Kirche in Darme trägt.

Eine Familie flüchtet aus der Lingener Innenstadt

Fritz Linnemann erlebt als Siebenjähriger das Kriegsende

Bei der Rückkehr vom Hof Diekamp in Altenlingen sieht die Familie Linnemann die schweren Zerstörungen in der Innenstadt und den ausgebrannten Baublock zwischen Marktplatz und Burgstraße

Als Siebenjähriger erlebte der spätere Fahrrad- und Nähmaschinenmechaniker Fritz Linnemann (1938-2018) das Kriegsende in Lingen. Seine Familie wohnte in der Kivelingstraße in der Innenstadt. In der Nachbarschaft wohnte auch die Familie seines Onkels, der eine Autowerkstatt betrieb. Die Familie Linnemann flüchtete vor den Kampfhandlungen zum Bauern Diekamp in Altenlingen. Geschrieben hat Fritz Linnemann den Bericht 1952 für eine Schülerarbeit der Paul-Gerhard-Schule (ev. Volksschule) mit dem Titel „Aus der Geschichte Lingens“. Der Titel „Vor 7 Jahren“ ist angelehnt an eine gleichnamige Serie von Zeitungsartikeln mit Erinnerungen an das Kriegsende in Lingen, die im Frühjahr 1952 im Lingener Volksboten erschienen.

Das Haus und Geschäft der Familie Linnemann in der Kivelingstraße
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