Legende, Geschichte, Gegewart
Im 17.und 18. Jahrhundert war Hopsten bekannt als das „Töddenzentrum“. Viele nachgeborene Bauernsöhne gingen als „Tödden“ auf Wanderschaft und …
verkauften Leinen. Sie zogen bis nach Holland, England, Norwegen, Schweden und sogar bis Riga. In der Nähe der heutigen St. Anna Kapelle lag der Hof Teeken. Vor diesem waren 2 Söhne – Johann und Diederich – ausgezogen, um ihre Kunden mit Leinen zu versorgen.
Auf der Zuiderzee (an einer anderen Stelle heißt es bei Riga) gerieten sie in Seenot. Sie gelobten: „Wenn wir Hopsten heil wiedersehen, bauen wir der Mutter Anna eine Segensstation.“ Sie hielten ihr Versprechen und bauten im Jahre 1694 eine kleine Station.
Es sprach sich herum, dass die Gebrüder Teeken gerettet worden waren und dass auch andere Wunder passierten. Deshalb entschlossen sich die Nachkommen im Jahre 1728 eine kleine Kapelle zu bauen – etwa halb so groß wie sie hier heute steht. So besagt es auch die lateinische Inschrift über der Eingangstür. Die Giebelseite nennt im Maueranker das Baudatum 1728, darüber erhebt sich ein Dachreiter mit geschweiftem Helm.
Zwischen 1730 und 1770 lag die Blütezeit der Wallfahrt zum Breischen, die mit der Epoche der Aufklärung nachließ und vom Hopstener Pfarrer Wilhelm Emmanual von Kettler (1846-1849) wiederbelebt wurde. 1848 ließ er die Kapelle nach Osten erweitern.
Neben dem Portal zeigt ein Steintäfelchen eine Darstellung Mariä, die strahlenförmig von sieben Schwertern durchdrungen wird. Dies steht symbolisch für die Sieben Schmerzen, die die Gottesmutter wegen der Sorge um ihren Sohn Christus erleiden musste.
Der Hochaltar aus der Zeit um 1700 wurde um 1960 aus Vilsbiburg (Bayern) erworben. Über der Heiligen Anna Selbdritt erscheint der Heilige Michael mit der Seelenwaage. Das frühere Altarbild (heute im nördlichen Kreuzarm) zeigt zwei Schutzheilige gegen Feuersbrünste, die Hl. Barbare und den Hl. Florian, der Wasser auf eine brennende Kirche gießt.
Das Gnadenbild stellt die Heilige Anna Selbdritt dar: Anna trägt auf dem rechten Arm ihre Tochter Maria, die ihren Sohn Jesus hält. Längere Zeit war das Gnadenbild bekleidet, wie es noch auf älteren Darstellungen noch zu sehen ist.
Im Jahre 1848 ließ der damalige Hopstener Pastor Wilhelm Emanuel von Ketteler, Pfarrer in Hopsten von 1846 bis 1849, die Kapelle um das Doppelte erweitern. Der spätere Mainzer „Sozialbischof“ stiftete 1865 das Tafelbild im rechten Kreuzarm der Kapelle. Auf dem Gemälde ist er rechts vom Gnadenbild dargestellt, links seiner Bruder Richard, der 1851 als Pater Bonaventura in ein Kapuzinerkloster eintrat.
1954 wurde unter Pfarrer Wember der rechte seitliche Ausbau, „dat Kinnerhook“, errichtet. Er war es auch, der dafür gesorgt hat, dass im Jahre 1972 der Wallfahrtsplatz angelegt wurde. 1986 ist dann noch der Kreuzweg mit dem Biotop dazugekommen.
Auch heute noch findet jährlich, beginnend mit dem Sonntag nach Maria Himmelfahrt (15. August), die St. Annen Wallfahrtswoche statt.
Pilger oder Besucher sind sie aber auch sonst zu jeder Zeit willkommen.
Die Legende
Als im Jahre 1677 auf dem Hof Poggemann in Hopsten in der Bauerschaft Breischen eine Eiche gefällt wurde, brachte diese ein figurähnliches Gebilde hervor. Dieser Figur wurde zunächst weiter keine Beachtung geschenkt und man legte sie beim Bauern Poggemann, dem auch der Baum gehörte, auf die Diele. So geriet sie erst einmal in Vergessenheit. Einige Jahre später – während einer Tanzveranstaltung – nahm ein junger Mann im angetrunkenen Zustand diese Figur, um mit der „Grete ein Tänzschen zu wagen“. Als er dann auf der Tanzfläche stand, soll aus heiterer, unbewölkter Luft ein starker, greller Blitz mit furchtbarem Donner gekommen sein, durch dessen starke Erschütterung die Fensterscheiben am Haus heraussprangen. Voller Schrecken sollen alle Männer vom Tanzboden geflüchtet sein und geglaubt haben, dass in dem seltsamen Gewächs eine geheime Wunderkraft liegt. Erst da sah man sich die Figur genauer an und stellte fest, dass die größte Figur wohl die Mutter Anna darstellen könnte. Diese trug eine kleinere Figur auf ihrem Arm – Maria. Maria wiederum hielt Jesus auf dem Schoß.
(nach: 600 Jahre Hopsten)
Dat Gnadenbeld in Hopsten
Dat Beld is tom Vüöschien küem’n, äs se ´n Baum der dale kriegen habt. Dao häbt se’t erst bi Poggems up de Hiele stellt.
Dao was d`res maol Fastaomt bi dee in’n Huse, wao dat Beld stönt. Äs se’t so recht an’t Danzen hatt han, dao ha de eene seggt: „Ik will es mit dat Mariännken vön de Hiele danzen.“ He ha’t d´r sik harunnerhaalt un was d´r mit up Diäle harümsprungen. Up eenmaol fänk´t bi klaor´n Himmel an te grummeln un blitzen un geiht d´r slimm hiär. Dao krieget se doch so´n Schreck und laupt utenene. Se sett´t dat beld ub´n bessen Stuom un sett´t d´r Käßen bi. Dao häöt dat Grummeln up.
Den ännern Dag gaoht se nao´n Pastor un vetellt denn dat Wiäk. Vön de Tied wätt dat Beld in Ähr´n holl´n. Dao passeert d´r auk Wunder bi. Wao de Baum staohn häff, is ´ne Kapelle hen bauet wued´n. Dao höngen fröher nao immer viel Krücken un sowat. Jau, dat is waohr.
(Erzählerin: Rosa Verlage, aufgeschrieben von Martha Bringemeyer)
Urkunde über die wundervolle Heilung des Schreinermeisters Heinrich Hamann in Beesten:
„In Gottes Namen Amen
Kundt und zu wissen sei hiermit Jedermänniglichen, welcher gestalten im Jahre 1752 am 16. Tag des Monaths Juli auf Ansuchen des hochehrwürdigen Herrn Hermann Joan Kloppenborg, Pastoris in Hopsten und Gerharden Zurlinden, als angeordneten Provisoren der Capellen sanctae Annae in Hopsten für mir Notario und Zeugen endbenannt persönlich gekommen und erschienen sey der Schreinermeister Heinrich Hamnn aus Beesten, Grafschaft Lingen, nebst seiner Frauen Gesina Meyer offentlich aussagend und bekennend, daß er (Hamann) 7 Jahre lang kontrakt gewesen, seine Beine ihm nahe bey einander und eingezogen gewesen, als wann keine Nerven oder Sehnen darinnen gehabt, daß dieselbe nicht grad austun können, worauf als sich vorgenommen, daß nach der Capellen sanctae Annae in Hopsten, um dieselbe zu besuchen und andächtig zu verehren, reisen wollte, und darauf seine gegenwärtige Frau Gesina Meyer mit seynen beyden Kindern verschiedene Male besagte Kapelle besucht, hätte er (Hamann) deren gehabten Peinen Linderung verspüret, welchem nächst er selbst sich zu der Capellen im Jahre 1751 fahren lassen und die daselbsten in der Capellen die Hl. Anna und Mutter des Allerhöchsten Gottes andächtig verehret, darauf in der Capellen Linderung und alswann ihm die Beine gerade würden, verspüret, wäre er allein aus und von der Capellen bis an der Mühlen zu Hopsten, sobald eine viertel Stunde von der Capellen entfernt, zu Fuß gegangen, bei der zweyten Besuchung wäre so viel vermögend geworden, daß er von der Capellen durch das Dorf Hopsten nach Stockmanns Haus, welches mehr als eine halbe Stunde, gehen können, worauf er auf vielmalig gethaner Besuch und Verehrung sanctae Annae allgemach dergestalten, Gott sey gedankt, gebessert, daß er jetzt wieder grade stehen, gehen und seine Arbeit, wie vor der Lammigkeit wieder verrichten könne. – Während der 7jährigen Lammigkeit und Bettlägerigkeit hatte er nicht nur verschiedene Chyrurgos, Medicinae doctores, sondern auch den Brunnen von Pyrmont gebraucht, welche Brauchung aber, obschon es ihm viel Geld gekostet, nichts geholfen; sogar auch hätte er einen in Lingen ausgestandenen berühmten Operateur seiner Genesung halber um Rath gepfleget, welcher auf geschehener Visitation seiner Beine und Lammigkeit ihm zur Antwort gegeben, daß nicht menschenmöglich, daß er wieder besser werden könnte; auch kein Mensch in der Welt wäre, der ihn kurieren könnte, weswegen dieser Geneß- und Besserung keinen andern als der hl. Anna und der hl. Gottesgewärerin Maria als ein Mirakul beylegen und dero wegen denselben loben, preisen und danken könnte, mit Erbieten diese seine gethane freiwillige Deposition für der hohen Obrigkeit, so oft nötig, eidlich wiederholen zu können und zu wöllen: in Gegenwart von Zeugen: Anton Post und Georg Stenvers.
Laurentius Kannegießer
Notar und Schreiber des Gerichts Rheine-Bevergern“