Reger Schiffsverkehr auf Ems und Kanal
Seit dem Mittelalter war die Stadt Lingen an der Ems ein wichtiger Handelsplatz, denn sie bildete einen …
Etappenort für die Binnenschiffer auf der Ems und später auch auf den Ems-Kanälen. Aus „Lingen an der Ems“ wurde „Lingen am Dortmund-Ems-Kanal“.
Von einem regen Schiffsverkehr auf der Ems, die einst direkt an der Lingener Altstadt vorbeiführte, berichten schon mit mittelalterlichen Quellen. Lästig für alle Schiffer und Kaufleute war der Warenzoll, den der Graf von Tecklenburg aus allen an Lingen vorbeifahrenden Schiffen erhob.
Der traditionelle Bootstyp auf der Ems waren die Pünten, kleine hölzerne Lastkähne mit einem flachen Boden, mit dem sie auch für niedrige Wasserstände geeignet waren. Sie konnten bei günstigem Wind ein Segel setzen und mussten ansonsten vom Ufer aus von einem Pferd gezogen werden. Das nannte man „treideln“.
Im Laufe der Jahrhunderte versandete der Fluss allmählich und selbst die flachen Holzpünten waren bei niedrigem Wasserstand nicht mehr in der Lage, die vielen flachen Flussabschnitte zu passieren. Besonders in den Sommermonaten wurde jeder Schiffstransport zum Abenteuer. Häufig liefen die Kähne über den Sandbänken auf Grund und mussten mit provisorischen Staus wieder flott gemacht werden. Die alte Emsschifffahrt war vielleicht romantisch, aber leistungsfähig war sie nicht.
Daher baute das Königreich Hannover ab 1820 einen Kanal von Hanekenfähr bis Meppen, dessen Mündungsschleusen als technische Kulturdenkmäler bis heute erhalten sind. Der Kanal hatte nur eine geringe Breite und die Schleusen waren sehr klein, so dass die Größe der Binnenschiffe stark eingeschränkt war. Oberhalb von Hanekenfähr wurde die Ems durch Wehre aufgestaut und damit wieder befahrbar gemacht. Unterhalb von Meppen bauten man den Flusslauf ebenfalls für den Schiffsverkehr aus. Eine Erfolgsgeschichte schrieb der erste Emsausbau leider nicht.
In den Jahren nach 1870 entstand zwischen Hanekenfähr und Nordhorn eine neue Wasserstraße, der Ems-Vechte-Kanal. Er hatte ebenfalls nur eine vergleichsweise geringen Breite und Tiefe, besaß aber einen Anschlusskanal ins niederländische Almelo. Damit hatte die Ems endlich eine Verbindung zum holländischen Kanalsystem. Zahlreiche Binnenschiffer aus dem Nachbarland fuhren nun bis zum Hafen in Lingen und häufig sah man hier jetzt den Schiffstyp der friesischen Tjalk-Schiffe mit ihren hohen Masten.
Mit der Entstehung des Ruhrgebietes wurde eine moderne Wasserstraße von den Industriegebieten an Rhein und Ruhr zur deutschen Nordseeküste notwendig. Daher baute man Ende des 19. Jahrhunderts den Dortmund-Ems-Kanal, der 1898 feierlich eröffnet wurde. In großen Mengen wurden Kohlen in Richtung Küste und Eisenerze in Richtung Ruhrgebiet verschifft. Die meisten Binnenschiffe hatten damals noch keinen eigenen Motor, sondern wurden in sogenannten „Schleppzügen“ von einem dampfbetriebenen Schleppschiff gezogen. Auch das Treideln war weiterhin möglich, denn zu beiden Seiten des Kanals waren durchgehende Treidelpfade für die Pferde angelegt. Sie sind heute beliebte Rad- und Spazierwege.
Die Schleppzüge mussten Anfangs vor den Schleusen getrennt und jeder Kahn einzeln durchgeschleust werden. Das dauerte. Deshalb verlängerte man die Kanalschleusen schon nach wenigen Jahren. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden der Kanal und die Schleusen mehrfach ausgebaut. Derzeit laufen in Gleesen umfangreiche Bauarbeiten zum Neubau einer Großschleuse. Die Kanaldämme, die auf manchen Streckenabschnitten hoch aus dem Umland aufragen, werden regelmäßig überprüft und gesichert.